Berliner Gemeinschaftsgärten gegen Vereinnahmung durch Immobilienkonzern Signa

Berliner Gemeinschaftsgärten wie die Prachttomate und Prinzessinnengarten Kollektiv in Neukölln wehren sich gegen die Vereinnahmung durch den Immobilienkonzern Signa, der Karstadt am Hermannplatz abreissen will: „Wir sind nicht Kulisse eures Verwertungsinteresses!“
Zur PR-Kampagne von Signa/“NichtOhneEuch“:
Wir sind nicht Kulisse eures Verwertungsinteresses!

24.09.20
Sie versuchen es auf allen Ebenen, mit allen Mitteln, um ihr Megaprojekt am Hermannplatz doch noch durchzudrücken. Aktuell möchte sich die Signa Immobiliengruppe von ihrer stadtgrünsten Seite zeigen und wirbt in einem Faceb**k-Post für eine „Route durch die hübschesten Gärten Neuköllns“[1]. Im Stile eines serviceorientierten, losduzenden Freizeit-Blogs lädt Signa zu Besuchen in vielen selbstorganisierten Gärten Neuköllns ein.
Bezeichnend der Name der Kampagne: „NichtOhneEuch“. Lobbyismus pur, aufgemacht als angebliches Partizipationsangebot an uns Neuköllner*innen. Mit der empfohlenen Gartentour versucht Signa sich ein nachhaltiges Image zu verpassen und eine Verankerung im Kiez darzustellen.
Der Investor Signa will das Karstadt am Hermannplatz abreißen und durch einen neuen Konsumtempel ersetzen. Eine weitere massive Aufwertung ist die Folge. Anwohnende und Gewerbetreibende wehren sich dagegen und haben sich in der „Initiative Hermannplatz [2]“ zusammengetan.
Das ist nicht das erste Mal, dass Akteur*innen der Verdrängung und der Stadt der Reichen mit der Ausstrahlung der sozial und ökologisch ausgerichteten Nachbarschaftsgärten werben. Es bleibt zum Kotzen.
Gemeinschaftsgärten, oft auch als Urban Gardening benannt, werden von Stadtmarketingkampagnen wie auch Investor*innen gerne für ein grünes Image benutzt, während es von Seiten der Stadtpolitik selten konkrete Unterstützung für den Erhalt dieser Orte gibt. Der Gemeinschaftsgarten Prachttomate beispielsweise steht vor einer sehr ungewissen Zukunft, auf der ehemaligen Gartenhälfte werden Eigentumswohnungen einer Baugruppe gebaut [3].
Die Schaffung von exklusivem Wohneigentum ist das was die Akteur*innen einer Stadt der Reichen u.a. massiv forcieren, welche durch Großbauprojeke weiter befeuert wird. Auch die Planer*innen des Luxuskaufhauses „Markthalle 101“ am Alfred-Scholz-Platz wollen sich mit einem „Urban Garden“ einen kiezverankerten, nachhaltigen Anstrich geben[4].
Auf dem neuen Kartstadtgebäude soll dann bestimmt auch ein Hochbeet hingeschissen werden. Nachhaltig Geld scheffeln, nachhaltig die Menschen aus den Kiezen verdrängen, darum geht es.
Wir können uns am Hermannplatz auch gut ein Tausch-und-Schenkehaus vorstellen sowie ein Haus mit vielen selbstorganisierten Initiativen, Freiräumen, Band-Proberäumen, sozialer und gesundheitlicher Beratung und Wohnungen für alle – bis dahin heißt es
karSTADT erhalten, Signa-Neubau verhindern! Für die Stadt von Unten!
* Gemeinschaftsgarten Prachttomate
* Prinzessinnengarten Kollektiv
[1] leider facebook – https://m.facebook.com/nichtohneeuch/photos/a.127302741993602/373144584076082/?type=3&source=48
[2] https://initiativehermannplatz.noblogs.org/
[3] https://www.prachttomate.de/presse/die-baugruppen-plage-juni-2020/
[4] https://www.mrei.de/projekt/karl-marx-strase-101-berlin/
Auch das Netzwerk Urbane Gärten Berlin protestiert in einem kurzen Statement
Greenwashing und Kuscheln mit dem Kiez? Ganz sicher OHNE UNS!

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