Briefkastenfirmen kaufen Berlin

– am Beispiel der Braunschweiger Str. 51

Pressemitteilung der Hausgemeinschaft Braunschweiger Str. 51

Während die Öffentlichkeit noch über die Folgen der Gentrifizierung im Reuter- und Schillerkiez diskutiert, hat die Verdrängung schon längst den Ring erreicht.
Die Gruppe der von Verdrängung bedrohten Menschen wächst unaufhörlich in Neukölln. Die Bezirksbürgermeisterin sprach in ihrem Neujahrsinterview am 2.01.2018 in der „Berliner Woche“ somit vielen NeuköllnerInnen aus dem Herzen, als sie die Sicherung bezahlbaren Wohnraumes als einen ihrer Arbeitsschwerpunkte aufzählte.
„Für mich ist die lebenswerte Stadt nicht die, in der die Reichen in der Innenstadt und die Armen am Stadtrand leben.“

Auch in der Braunschweiger Straße 51 unweit des S-Bahnhofes Neukölln wird dieser Tage viel über bezahlbaren Wohnraum und die Angst vor Verdrängung gesprochen. Das Wohnhaus soll an die luxemburgische Briefkastenfirma „Albert Immo S.a.r.l. 6“, in Berlin vertreten durch „Grizzly Investors GmbH“, verkauft werden. Der Kaufvertrag ist bereits– am Beispiel der Braunschweiger Str. 51 beim Bezirksamt eingegangen.

Thomas S. wohnt bereits seit 2000 in dem Haus und sieht den Folgen des Hausverkaufes mit großer Sorge entgegen: „Ich wohne seit 18 Jahren hier in der Braunschweiger Straße 51. Wenn ich sehe, dass all meine Arbeitskollegen schon am Stadtrand oder in Brandenburg wohnen müssen, bin ich nicht bereit ihnen zu folgen!“

Auch die 23 anderen Mietsparteien fürchten sich vor den Folgen des Hausverkaufes an eine anonyme Investmentfirma, die man andernorts in Berlin schon zur Genüge beobachten konnte: Ungerechtfertigte Modernisierungsmaßnahmen, aggressive Entmietung und Umwandlung in Eigentumswohnungen. Um den Verkauf in letzter Minute doch noch zu verhindern hat sich die Hausgemeinschaft zusammen getan und sich mit folgenden Forderungen an den Bezirk und die zuständigen Stellen gewandt:

Wir, die Hausgemeinschaft „Braunschweiger Str. 51“, fordern:
… Alle möglichen Mittel und Wege zu prüfen um das bezirkliche Vorkaufsrecht im Fall der Braunschweiger Straße 51 und in ähnlich gelagerten Fällen durchzusetzen!
… Dass die Senatsverwaltung für Finanzen den Bezirk in der Umsetzung des Vorkaufsrechts unterstützt!
…Dass STADT UND LAND als städtische Wohnungsbaugesellschaft ihrem politischen Auftrag zur Rekommunalisierung von Wohnraum nachkommt und ihre Möglichkeiten diesbezüglich voll ausschöpft!

Die Hausgemeinschaft betont hierbei, dass es ihnen nicht allein, um die Sicherung ihrer Mietsverhältnisse geht, sondern sie vielmehr auch auf das wachsende Ausmaß der Verdrängung aufmerksam machen wollen. Denn ist man dieser Tage in den Kneipen und Cafés rund um den S-Bahnhof Neukölln unterwegs, trifft man vielerorts Menschen, die vor demselben Problem stehen und Hausgemeinschaften, die sich zusammenfinden, um die Verdrängung nicht einfach hinzunehmen. Die Mieterin Judith H. fasst es so zusammen: „Es geht nicht nur um uns! Wir müssen alle an einen Tisch und der Bezirk muss aktiver werden!“

Kontakt & Anfragen:
Website: Braunschweiger 51
Email: Braunschweiger51(at)mail.de

Am 24. Januar 2018 trägt die „Braunschweiger 51“ ihr Anliegen in die Bezirksverordnetenversammlung Neukölln. Treffpunkt für Unterstützer*innen: 16.30 Uhr, Rathaus Neukölln

Update vom 14.1.2018:

Das “neue deutschland” berichtet am 15.1.2018: »Ich fühle mich kampfeslustig«
Mieter der Braunschweiger Straße 51 wollen für ihr Haus ein Vorkaufsrecht erstreiten.

Dieser Beitrag wurde unter Allgemein veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.