Umwandlungsverbot – aber nicht in Neukölln

Der Berliner Senat hat , grosszügig wie er ist, gestern ein Umwandlungsverbot von Miet- in Eigentumswohnungen erlassen: Land Berlin führt Verordnung über Genehmigungsvorbehalt zur Umwandlung von Miet- in Eigentumswohnungen in sozialen Erhaltungsgebieten ein . Damit wird in den existierenden Milieuschutzgebieten die Umwandlung verboten. Das betrifft allerdings nicht Neukölln, denn hier sind die Milieus noch nicht so, dass sie für die regierenden Parteien ( und nicht nur die) schützenswert sind.
Gerade im Neuköllner Norden ist viel Potenzial für die Vermarktung von Eigentumswohnungen offen. Der Neubau besteht sowieso nur aus Eigentumswohnungen wie das Baugruppen-Projekt Ausbauhaus Neukölln und der entstehende Neubau von Ziegert Immobilien gegenüber dem Jobcenter Neukölln Texte zum Projekt 12053 .

Beispielhaft zwei aktuelle Projekte für Eigentumswohnungen Im Schillerkiez:

YARD Nº46

In der Emser Str. 46 will die Firma Vandenberg-Immobilien 13 Eigentumswohnungen in einem modernisierten Altbau zu Kaufpreisen zwischen 2.100 €/m² – 2.850 €/m² verhökern. Die Wohnungen sind noch vermietet.
Auf der Website wird von “Eigentumswohnungen in einem traditionellen Berliner Altbau – Hipness und Bodenständigkeit” geschwafelt und im Exposee für die Kunden heisst es im Marketing-Speech:
“Dass es sich im Bezirk Neukölln wunderbar leben lässt und es hier die hipsten Bars, Galerien und Restaurants Berlins gibt, hat sich auch schon ausserhalb Deutschlands herumgesprochen.”
Das ganze Exposee ist übrigens im Stil eines Modemagazins designt:
“In den Ressorts „Lifestyle“, „Trend“ und „Home“ erfahren Sie alles, was Sie über die Emser Straße 46 wissen müssen. Vielleicht ist sie ja schon bald Ihr neues Zuhause.”

Quelle: http://vandenberg-berlin.com/de/eigentumswohnungen-berlin/yard-no46-berlin-neukoelln/

Die Sicht der Bewohner schildert ein Artikel vom September 2014 aus der “Kiez und Kneipe – Neuköln” Ein Haus wird verhökert

Quartier Schillerpromenade

Unter diesem Namen plant die Objektgesellschaft Fürstenberger Straße 1 mbH mit Sitz in der Friedrichstr. 61 das Eckhaus Schillerpromenade 32 / Kienitzer Str. 114 zu vermarkten. Insgesamt 48 Wohnungen zwischen 36 und 145 m² stehen zum Verkauf, bis auf einige sind alle noch vermietet. Die verlangten Kaufpreise bewegen sich zwischen 2.300 und 3.500 Euro.
Auch hier wird im Propagandaflyer ( Exposee genannt ) herumgeschwafelt:
“Das Gebiet ist heute ein Juwel urbaner Wohnkultur. Hier wohnen tolerante Menschen, die das einmalige savoir- vivre Berlins zu schätzen wissen.”
Und vielsagend heist es:
“Hier könnte Ihr neues Zuhause liegen.
Das angebotene Kaufeigentum ist aber nicht nur für Eigennutzer, sondern angesichts der soliden Mieterstruktur auch für Kapitalanleger interessant”

Quelle: http://www.quartier-schillerpromenade.de/

Update vom 7.3.2015:

Ein Artikel in der heutigen “taz” befasst sich mit dem fehlenden Umwandlungsverbot in Neukölln:
In Neukölln wird weiter gentrifiziert Mit der Umwandlungsverordnung können einige Bezirke manche Umwandlung von Miet- in Eigentumswohnungen verhindern – aber nicht in Neukölln.

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