Prozesse wegen Räumung der Friedel54

Ein Aufruf von Kiezladen Friedel54 im Exil

Am Dienstag findet ein Prozess wegen der Räumung unseres Kiezladens in der Friedelstraße 54 statt:

27.11.2018 um 13 Uhr
im Amtsgericht Tiergarten, Raum 1104
in der Kirchstr. 6

Die Person soll Teil der Sitzblockade gewesen sein. Nun wird ihr eine Körperverletzung vorgeworfen. Das ist reichlich absurd, besonders wenn wir an die Gewalttätigkeit der passiv und aktiv bestens bewaffneten Polizeikräfte an diesem Tag zurückdenken.

Aber kein Grund zu jammern, sondern nur ein Grund mehr uns gegenseitig zu unterstützen und der Repression gemeinsam entgegen zu treten. Wir sind uns im Klaren, dass die Gesetze und die Exekutive den Eigentümer*innen dienen sollen und notwendig sind, diese riesige Umverteilung von unten nach oben durchzusetzen. Doch genau das wollen wir beenden. Darum organisieren wir uns, üben zivilen Ungehorsam aus, machen den gesellschaftlichen Konflikt sichtbar, konfrontieren die Profiteure, streiten für Selbstverwaltung und wehren uns auch in Zukunft gegen Zwangsräumungen!

Wir brauchen keine Stadt der Reichen und die Profite der Briefkastenfirmen sind uns schnuppe. Wir brauchen wieder einen Kiezladen und eine Stadt, in der Wohnen keine Ware ist.

Bitte kommt zahlreich zur solidarischen Prozessbegleitung, denn gemeint sind wir alle. Vor dem Gericht wird es Tee und Kaffee geben. Kommt etwas früher und sprecht der Betroffenen eure Unterstützung aus. Machen wir Solidarität erlebbar!

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Foto vom Laden

Ein weiterer Gerichtstermin im Nachgang der Räumung folgt am

Montag, 10. Dezember um 11 Uhr
Amtsgericht Tiergarten Saal 572
Turmstr. 91, 10559 Berlin

gegen Mario, dem Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte vorgeworfen wird, obwohl er Teil einer Versammlung war. Er und wir erwarten einen Freispruch.
mehr Infos: https://friedel54.noblogs.org/post/2018/11/16/3125/

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Das ganze juristische Prozedere kostet leider nicht nur Zeit und Nerven, sondern immer wieder viel Geld. Deswegen kommt am 07.12. ab 20 Uhr ins Sydikat (Weisestr. 53) zu einer Soli-Party von und für uns. Einladung folgt.

Wir hoffen euch zu sehen!
Kiezladen Friedel54 im Exil


Kontakt:
Blog: friedel54.noblogs.org
E-Mail: f54@riseup.net
(pgp-key & Fingerprint:
https://friedel54.noblogs.org/kontakt/)
Facebook: @Friedel54
Twitter: @kiezladen_f54

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Es wird gebaut in Neukölln

aber Eigentumswohnungen für Menschen mit viel Geld.

Demnächst wird der Neubau fertig, der in der Nansenstraße Ecke Maybachufer im Reuterkiez entsteht. Dort entstehen Eigentumwohnungen zu edlen Preisen. Bei Immobilenscout wird die erste 5-Zimmer-Wohnung mit 190 m² für 3.895 € Nettokaltmiete angeboten. Plus Nebenkosten von 665 €.

Artikel von UnserBlockbleibt vom 14.11.2018 : Luxuswohnraum in Neukölln
Die Werbung der Architekten „Patzschke Schwebel Architekten“ für das Gebäude Maybachufer 36-38 Portfolio Maybachufer
Artikel zum Bauprojekt vom Dezember 2016 Gegen die Stadt der Reichen Bekanntmachung zu Neubau in Neukölln.

tNeubau Maybachufer

Maybachufer 23.11.2018

Am Columbiadamm , kurz hinter der Fontanestrasse Richtung Westen, war bis vor paar Wochen eine grosse eingezäunte Freifläche mit Bäumen, Wiese und Garagen. Es war quasi der Hinterhof einen grossen Wohnblockes in der Mahlower Straße. Der Eigentümer covivio ( vormals Immeo) lässt derzeit alle Mietwohnungen in Eigentumswohnungen umwandeln, aber nicht nur da, sondern auch in anderen Häusern im Norden Neuköllns.
Die Freifläche wurde in den letzten Wochen geräumt ,der Zaun abgerissen und nun steht ein Bauzaun da. Ein kleines Baustellenschild informiert darüber, dass dort am Columbiadamm 210 – 214 ein Neubau eines Wohnhauses inkl. Gewerbe im EG entsteht. Es baut covivio. Ein neugieriger Anwohner hat dann mal bei der Bauleitung angerufen, die auf dem Schild steht. Ihm wurde bestätigt, dass dort ein Neubau entsteht, der in spätesten 2 Jahren bezugsfertig sein soll. Das Haus wird sieben Stockwerke haben mit ingesamt 55 Wohnungen und es werden Eigentumswohnungen sein. Denn covivio geht es ( wie allen anderen Immobiliengesellschaften auch) nicht darum , den dringend benötigten Wohnraum für Menschen mit wenig Geld zu schaffen, sondern um eine maximalen Profit bringende Geldanlage.

Baustelle Columbiadamm 210

Baustelle Columbiadamm 210-214 covivio 22.11.2018

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Übergriff im U-Bhf. Boddinstraße

Am 14.11.2018 kam es zu einem brutalen Übergriff eines BVG-Sicherheitsmannes im U-Bahnhof Boddinstraße. Dazu erhielten wir folgenden Artikel:

BVG/WISAG-SICHERHEITSMITARBEITER SCHLÄGT MANN BRUTAL INS GESICHT (VIDEO)

ZUM WIEDERHOLTEN MALE SIND IM GROßRAUM BERLIN/BRANDENBURG PRIVATE SICHERHEITSDIENSTE, ALS VERTRAGSUNTERNEHMEN DER VERKEHRSBETRIEBE BVG UND DEUTSCHE BAHN AG, DURCH KÖRPERVERLETZUNGSDELIKTE AUFGEFALLEN. BRISANT: BEIDE SICHERHEITSUNTERNEHMEN SIND SOGENANNTE „GÜTESIEGEL-UNTERNEHMEN“ DES BDSW UND OFFIZIELLE KOOPERATIONS-/VERTRAGSPARTNER DER POLIZEI.

Ein Mitarbeiter des Sicherheitsunternehmens WISAG GmbH – welches im Auftrag der Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) tätig ist – hat in einem Neuköllner U-Bahnhof, in der Nacht zu Mittwoch (14.11.18), einen Mann brutal ins Gesicht geschlagen; ein Handy-Video existiert und wurde von rbb24 veröffentlicht. Auf dem Video ist deutlich zu sehen wie der WISAG-Mitarbeiter, unter Zeugen – und ohne Not -, zuschlägt. Erst im Mai dieses Jahres hat die Berliner Staatsanwaltschaft gegen 10(!) Fahrscheinkontrolleure der WISAG GmbH, wegen „Körperverletzung, Freiheitsberaubung, Beleidigung,Betrug“, Klage erhoben (Der Tagesspiegel, 16.05.18).

Es ist der zweite Fall binnen kurzer Zeit bei dem Mitarbeiter eines Partnerunternehmens (privater Sicherheitsdienst), eines Verkehrsbetriebes, dienstliche Körperverletzung begehen. Am 22.09.18 haben Securitas-Mitarbeiter, in einem S-Bahnhof in Ahrensfelde, einen Obdachlosen (34) offenbar grundlos „geschubst und geschlagen“, wie verschiedene Berliner Zeitungen am 25.09.18 berichteten. Die Securitas-Leute waren im Auftrag der Deutschen Bahn unterwegs.

Brisant: WISAG GmbH und Securitas GmbH sind sogenannte „Gütesiegel-Unternehmen der Sicherheitswirtschaft“; beide sind Mitgliedsunternehmen des Bundesverbandes der Sicherheitswirtschaft (BDSW) und – per Vertrag – offizielle Kooperationspartner der Landes- und der Bundespolizei in Berlin und Brandenburg.

Bereits vor Jahren warnten die Kritiker dieser „police private partnerships“ davor, dass der Polizei – durch ihre Kooperation mit der Sicherheitswirtschaft – diesbezüglich die Neutralität verloren geht.
So wird immer wieder davon berichtet, dass sich Polizeibeamte und Mitarbeiter privater Sicherheitsdienste – demonstrativ – per Handschlag begrüßen (und bewusst duzen), wenn die Polizei zu Konflikten zwischen Bürgerinnen/Bürgern und privaten Sicherheitspersonal hinzugerufen wird.

Ob diese „Kollegialität“ auch Einfluss auf die Ermittlungen der Polizei gegen kooperierendes privates Sicherheitspersonal hat,darüber kann nur spekuliert werden.

Video und Artikel (rbb24, 14.11.18)
BVG-Sicherheitsmitarbeiter schlägt Mann am U-Bahnhof

Anklage gegen Berliner Fahrkartenkontrolleure (Der Tagesspiegel,16.05.18)
Anklage gegen Berliner Fahrkartenkontrolleure

Berlin: Neue Sicherheitspartnerschaft besiegelt (Indymedia, April 2006)
Berlin: Neue Sicherheitspartnerschaft besiegelt

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Kundgebungen für das Syndikat

Die bedrohte Kiezkneipe Syndikat in Neukölln erhöht den Druck.Durch eine Recherche ist klargeworden, wer die wahren Eigentümer sind: Es ist die, in Großbritannien ansässige, Pears Gruppe. Das Haus Weisestraße und seine Eigentümer Die Pears besitzt einen deutschen Ableger, die Pears Global Real Estate Germany, die am Kurfürstendamm 177 sitzt. Dorthin richten sich nun Protest und Forderung: Sofortige Aufnahme von Verhandlungen und eine langfristige Perspektive für die Kiezkneipe Syndikat.

Kundgebungsreihe: Der Druck muss steigen – damit Syndikat bleibt!

Aufruf & Hintergründe:

Nach 33 Jahren wurde der alteingesessenen und tief in der Nachbarschaft verwurzelten Kiezkneipe Syndikat im neuköllner Schillerkiez gekündigt. Damit soll eine weiterer sozialer Raum, ein emanzipatorischer Treffpunkt und, für viele, das verlängerte Wohnzimmer verschwinden. Gerade in Nord-Neukölln, das in den letzten Jahren eine massive Aufwertung inklusive weitreichender Verdrängung von Bwohner*innen und alteingesessenem Kleingewerbe, erfahren hat, sind solche Anlaufpunkte für den Kiez wichtiger denn je.

Der Eigentümer der Weisestraße 56 ist auf dem Papier eine Firman Properties s.a.r.l., mit Sitz in Luxemburg, also eine klassische Briefkastenfirma. Der eingetragene Sitz der Firma befindet sich in Luxemburg-Stadt zwischen einem Schuhgeschäft und einem Sonnenstudio und bis auf besagten Briefkasten ist von realen Geschäftsräumen nicht viel zu sehen. Den Briefkasten teilt sich die Firman mit über 70 weiteren Firmen, die alle ähnlich nichtssagende Namen tragen und mit Properties s.a.r.l. enden.

Neben der wahrscheinlichen Vermeidung von Steuern, versuchen Immobilienfirmen durch solche Konstrukte auch die realen Eigentumsverhältnisse zu verschleiern, damit es schwer fällt einen Überblick zu erhalten, welche Firma wieviele Häuser real besitzt und damit Protest von Seiten der Mieter*innen ins Leere läuft.

Obwohl es seit Bekanntwerden der Kündigung des Syndikats zahlreichen Protest seitens der Nachbarschaft, solidarischer Freund*innen und der Bezirkspolitik dagegen gab, versuchen die Eigentümer dies auszusitzen. Ansprechbar ist offiziell nur die Hausverwaltung, die sich jedoch bislang auch jedem Gespräch verweigert und im Zweifelsfall darauf hinweist, das sie keine Entscheidungsgewalt besitzt.

Dennoch ist es nicht unmöglich hinter das Konstrukt solcher Briefkastenfirmen zu schauen. Unsere Recherchen haben ergeben, dass hinter der Firman Properties s.a.r.l. die englische Pears Gruppe steht. Pears ist ein altes Familienunternehmen, verwaltet laut Schätzungen über 6 Milliarden Pfund Immobilienkapital und gibt sich in Großbritannien durch eine gleichnamige Stiftung einen sozialen Anstrich. In Deutschland agiert ein Ableger unter dem Namen Pears Global Real Estate Germany, mit Sitz am Kurfürstendamm 177.

Das ist der Eigentümer der Weisestraße 56 und somit auch des Syndikats. Das ist der Akteur der darüber entscheidet, ob die Kündigung nach 33 Jahren Bestand hat, oder ob es eine (langfristige) Perspektive für die Kiezkneipe am selben Ort geben kann.

Deshalb rücken wir jetzt der Pears auf die Pelle. Wenn sie nicht zu uns kommen, um mit uns zu reden, kommen wir zu ihnen. Wir wollen über einen neuen Mietvertrag, oder eine andere Form mit langfristiger Perspektive verhandeln. Wir wollen bleiben!

Deshalb: Kommt zu den Kundgebungen, haltet euch über unsere Online-Kanäle auf dem Laufenden, unterstützt uns bei unserem Kampf gegen das drohende Verschwinden einer weiteren Kiez-Institution.

Kiezkultur von Unten erhalten und verteidigen. Syndikat bleibt!

Quelle: Kundgebungsreihe: Der Druck muss steigen – damit Syndikat bleibt!

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Immer wieder „Eigenbedarf“

// Solidarische Prozessbegleitung am 22.November

Am Donnerstag gibt’s mal wieder einen dieser unsäglichen Prozesse wegen „Eigenbedarf“. Dem berüchtigten Schweizer Messer der Eigentümer*innen. Wenn sonst nichts klappt die Mieter*innen raus zu kanten, und mehr Profit bei Neuvermietung zu machen, muss eben der „Eigenbedarf“ herhalten.

Zweifelhaft bis lächerlich manchmal die Begründungen, aber wer macht wieder für wen die Gesetze? Rischtisch dat! Die Reichen für die Reichen. Und was können wir dagegen tun? Auch rischtisch – solidarisch sein!

Zum Hintergrund

Andrew und Sanja wohnen seit über 12 Jahren in Neukölln, Sanja ist chronisch krank und anerkannt schwerbehindert. Seit 2014 ist Heider Immobilien die Eigentümerin der Wohnung und der Nebenwohnung. Seitdem gibt es Ärger um die Miete. Heider Immobilien konnte bis 2017 eine Mieterhöhung vor Gericht aber nicht komplett durchsetzen. Es folgte eine Kündigung wegen „Eigenbedarf“ obwohl die Nebenwohnung bis einen Monat davor leer stand. Ein Schelm wer Böses dabei denkt und mal schauen was sich das Gericht dabei denkt.

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Donnerstag, 22. November 2018
9.30 Uhr, Kundgebung
10.15 Uhr, Verhandlung, Saal 228
Amtsgericht Neukölln, Karl-Marx-Str. 77/79

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Solidarische Grüße
Bündnis Zwangsräumung Verhindern

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Mieter*innenversammlung der Covivio-Häuser 19.11.2018

Das Bündnis für bezahlbare Mieten Neukölln und der Berliner Mieterverein, Bezirksgruppe Neukölln laden ein zur Mieter*innenversammlung der von Umwandlung von Miet- in Eigentumswohnungen betroffenen und bedrohten Mieter*innen der Covivio-Häuser in Neukölln am Montag, 19.11.2018 um 18.30 Uhr im Gemeindesaal der Ev. Kirchengemeinde Genezareth Schillerpromenade 16/Ecke Allerstraße 12049 Berlin.

Neben Erfahrungsberichten von betroffenen Mieter*innen wird es rechtliche Informationen durch einen Anwalt geben:
• Was tun bei Umwandlung?
• Was passiert nach der Umwandlung?

Mieter*innversammlung der Covivio-Häuser

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Neue Kiezversammlung zum Syndikat am 15.11.2018

Das Syndikat mobilisiert zu einer neuen Kiezversammlung: Der Druck muss steigen: Aufruf zur 3. Kiezversammlung am 15. November

Der Druck muss steigen: Aufruf zur 3. Kiezversammlung am 15. November

Kiezversammlung 15.11.2018

Der kollektiv betriebenen Kiezkneipe Syndikat wurde nach 33 Jahren in der Weisestraße 56 zum 31.12.2018 gekündigt. Damit soll ein alteingesessener und tief in der Nachbarschaft verwurzelter, emanzipatorischer Treffpunkt verschwinden.

In den letzten Wochen ist viel passiert. Es gab‘ Kundgebungen, Presseartikel, Recherche, Infostände, Infomaterial, Soli-Merch und vieles mehr. Dennoch ist die Grundsituation unverändert: Es gibt keine Reaktion seitens der Hausverwaltung, oder der Eigentümer. Ein erneutes Gesprächsangebot seitens des Syndikats blieb bisher unbeantwortet.

Deshalb muss der Druck jetzt steigen: Wenn Hausverwaltung und Eigentümer nicht zu uns kommen, kommen wir zu ihnen. Es ist viel geplant, darüber wollen wir gemeinsam mit euch allen reden und konkret planen.

Deshalb: Kommt zur Kiezversammlung am Donnerstag, den 15.11, um 19 Uhr ins Syndikat.

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Solidarität zeigen!

Ein Aufruf der Solidarischen Aktion Neukölln

#Mietenwahnsinn Live im Gerichtssaal – Teil 2!
Diesmal: Ist das noch Eigenbedarf oder soll da schon entmietet werden?

 Mietenwahnsinn vor Gericht

Man hört ja viel vom Mietenwahnsinn, hier könnt ihr ihn nun wieder live on Stage erleben. Der Plot: Kurze Zeit nachdem Anna einer Mieterhöhung widersprochen und ihre bestehende Miete als zu hoch gerügt hat, meldet die Vermieterin, von Beruf Anwältin und Eigentümerin von mehreren Immobilien und einem Anwesen im Grünen, bei Anna Eigenbedarf an. Und das auf eine unrenovierte 2-Zimmerwohnung ohne Bad und ohne fließend Warmwasser, die in Nord-Neukölln im 1. Stock zur Straße hin liegt, direkt über einem Späti. Warum das denn, fragt ihr euch? Will die etwa da einziehen? Sie brauche eine Zweitwohnung in der Stadt mit einem günstigen Mietzins, sagt die Eigentümerin, da sie nur eine geringe Rente zu erwarten habe. Ok, sie ist Anwältin und besitzt ein paar Immobiien, da kann einem schon mal das Geld ausgehen. Außerdem will sie zu ihrer Kanzlei wohl nicht immer so weit fahren müssen.

Es macht schon etwas stutzig, dass die Eigentümerin ihren Wohnstandard derart anpassen und in eine unrenovierte Altbauwohnung mit einer Dusche in der Küche einziehen will. Ob ihre Eigenbedarfsanmeldung vielleicht etwas mit der renitenten Mieterin zu tun hat? Das Amtsgericht Neukölln urteilte in der ersten Instanz, dass die Story glaubwürdig sei. Wir haben da unsere Zweifel.

Wer sich jetzt auch nur noch am Kopf kratzt und fragt, wo solches Schauspiel erneut zu bewundern sei, kommt am 7. November ins Landgericht in der Littenstraße, wo die Verhandlung gegen diese freche Vermieterin in die zweite Runde geht. (Bringt Personalausweise und ein bißchen Zeit mit. Aus strategischen Gründen ist gewünscht, dass wir die Show in Ruhe genießen.)

7. November / 13.30 Uhr / Treffpunkt pünktlich 12.45 Uhr vor dem Landgericht, Littenstraße 12-17

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Wem gehört Neukölln?

Unter diesem Motto fand gestern eine Veranstaltung des „Tagesspiegel“ in einer Galerie in der Nord-Neuköllner Hobrechtstrasse statt. Im Rahmen seiner Langzeit-Recherche Wem gehört Berlin? sollte mit dem Baustadtrat Biedermann über „Immobilienbesitz, Mietpreise und alternative Mietmodelle im Kiez“ geredet werden. Doch für Menschen , die was erfahren wollten über die Besitzverhältnisse in Neukölln, die Eigentümerstrukturen, die Firmen, die Vorgehensweisen und die Veränderungen der letzten 5 bis 10 Jahre war der Abend eher enttäuschend. Es wurde viel geredet über Milieuschutz, steigende Mieten, Vorkaufsrecht und die fehlenden Eingriffsmöglichkeiten des Bezirks, aber es gab nur wenig Informationen darüber: Wer besitzt Neukölln, wer kauft Neukölln.

Hier nur ein paar Anmerkungen am Beispiel des Schillerkiezes.
Seit 10 Jahren ( einhergehend mit der Schliessung des Flughafens Tempelhof) haben sich die Eigentümerstrukturen erheblich geändert. Damals waren es noch überwiegend einzelne Eigentümer, die ein oder zwei Häuser besassen. Der einzige Grosseigentümer war die städtische Wohnungsgesellschaft Stadt und Land, die nachwievor mehrere Wohnblöcke an der Oderstrasse besitzt. Eine sozial eingestellte Eigentümerin aus der Okerstrasse organisierte eine Kooperation von Eigentümern mit einer gemeinsamen Wohnungsvermittlung. Dieser Zusammenhang ist schon seit Jahren verschwunden, viele Eigentümer sind gestorben, haben vererbt oder verkauft. Die meisten Erben waren eher geldgeil und haben die Häuser verscherbelt. So kamen zunehmend Immobiliengesellschaften in den Kiez, für die Wohnungen nur noch Geldanlage sind zum Erwirtschaften von maximalen Profit. Mieterinnen sind nur noch Zahlen , mit denen hantiert wird.

Die Firma Tarsap z.B. hat Häuser billig aufgekauft und in Eigentumswohnungen umgewandelt und treibt das jetzt auch aktiv im Bezirk Schöneberg. Ziegert , eine Bank- und Immobilienconsulting hat ihre Hausentmietung zugunsten von Eigentumswohnungen zum Glück nur an einem Haus durchexerzieren können, ist aber fleißig mit dem Bau von Luxuswohnungen profitträchtig beschäftigt. Die Immobiliengruppe Mähren-Gruppe unter Führung von Jakob Mähren hat ihre gekauften Häuser schnell wieder an die Firma Akelius weiterverkauft, als absehbar war, dass der kommende Milieuschutz ihr Geschäftsmodell untauglich macht.

Einige Akteure heute

Akelius
Seit 2013 kauft die schwedische Immobiliengruppe Akelius Häuser im Schillerkiez auf und verlangte schon damals um die 11 Euro Kaltmiete pro Wohnung in der. Inzwischen liegen die Angebotsmieten zwischen 20 und 30 Euro. Für eine 30 m² Wohnung in der Lichtenrader Str. 38 sollen 750 € Kaltmiete gezahlt werden. Immerhin findet sich seit 2 Monaten niemand, der diese Wuchermiete bezahlen will.
Akelius besitzt fast 800 Häuser in Berlin, davon mehrere Dutzend im Norden Neuköllns.
Es gibt eine sehr rührige Vernetzung von Akelius-Mieter*innen mit vielen Informationen auf ihrer Website. Auf diesem Blog gibt es auch etliche Texte zu Akelius .

ADO
Seit 2,3 Jahrem macht sich auch das Berliner Unternehmen ADO in Neukölln bemerkbar, das berlinweit wohl 24 000 Wohnungen besitzt. Sie wandeln gerne Wohnungen in Eigentum um, auch in Milieuschutzgebieten. Ein Erfahrungsbericht der Mieter_innen-Initiative „Rosi bleibt!“ Hausgemeinschaft „Rosi bleibt“ wehrt sich vom Oktober 2017 informiert darüber.

Immeo, jetzt covivio
Ein weiterer grosser Player ist die Immeo-Gruppe, die sich seit diesem Jahr „Covivio“ nennt. Diesem Unternehmen gehören ganze Blöcke in der Flughafenstrasse ( 5 Häuser nebeneinander), in der Emser Strasse und in der Mahlower Strasse. Auch sie kümmern sich wenig um Mieter ( in einem Haus in der Kienitzer Str. fällt der Aufzug fast 100 Tage im Jahr aus), wandeln aber in Eigentum um.

Accentro
Die ACCENTRO GmbH ist ein Immobiliendienstleister, der sich auf die Privatisierung großer Wohnungsportfolios spezialisiert hat und hauptsächlich im Geschäft mit Eigentumswohnung tätig ist. In der Flughafenstr. 72-74, gegenüber dem nördliche Ende der Weisestrasse haben sie seit Ende 2016 einen Neubau mit 72 „hochwertige Wohneinheiten“ als Eigentumswohnungen entstehen lassen. Mittlerweile fertiggestellt sind 58 Einzimmerwohnungen (19 bis 23 m² gross ) als sog. Mikroapartments für Studenten und Singles, dazu 14 grössere Wohnungen, siehe auch Wohnungsbau Neukölln – nur für Reiche . Die Miniappartments sind der neue Renner auf dem Immobilienmarkt, mit dem besonders viel Profit gemacht werden soll. Die Miniwohnungen wurden für 100 000 Euro angeboten und innerhalb weniger Tage an eine Investorengruppe aus Hongkong verkauft Strong investor confidence in Berlin sees Neukölln project sell in days .

Pears Global Real Estate
Eine bisher unbekannte Immobilien-Gruppe wurde infolge von Recherchen zur Kündigung der Kiezkneipe „Syndikat“ in der Weisestrasse 56 bekannt: die Pears Global Real Estate Group. Dieses Familienunternehmen aus England besitzt 6200 Wohnungen in Berlin, darunter das Haus Weisestrasse 56, daneben wohl auch andere Häuser in Neukölln. Näheres dazu in dem Bericht Das Haus Weisestraße 56 und seine Eigentümer .

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Das Haus Weisestraße 56 und seine Eigentümer

Das Kneipenkollektiv SYNDIKAT in der Weisestraße 56 erhielt nach 33 Jahren zum 31.12.2018 seine Kündigung von der Hausverwaltung DIM HOLDING AG mit Sitz in der Potsdamer Straße 188. Im Grundbuch Neukölln ist als Eigentümer die Firma FIRMAN PROPERTIES S.A.R.L. eingetragen. Diese hat ihren Sitz in Luxemburg in der 4-6 Avenue de la Gare, L-1610 Luxembourg. Die Bezeichnung S.A.R.L bedeutet „Société à reponsabilité limitée“, zu Deutsch „Gesellschaft mit beschränkter Haftung“. Unter dieser Adresse findet man auch über 70 weitere S.A.R.L. Mit anderen Worten: Wir haben es hier mit einer klassischen Briefkastenfirma zu tun.

Unser Briefkasten in Luxemburg
 Briefkasten Luxemburg

Ein solidarischer Mensch hat sich vor einigen Tagen das Gebäude in Luxemburg angesehen und uns ein paar Fotos geschickt. Den Eingangsbereich schmückt eine imposante Briefkastenanlage incl. Schaukasten mit Firmennamen (siehe Fotos). Ein Briefkasten mit vielen Namen hat auch ein Schild für die PARK PROPERTIES S.A.R.L. Im dazugehörigen Schaukasten findet sich unter PARK PROPERTIES S.A.R.L. & ASSOCIATED COMPANIES ein Informationsblatt, auf dem 76 unterschiedliche Firmen verzeichnet sind. Diese beschäftigen sich offensichtlich alle mit Immobilien, da sie allesamt das Wort PROPERTIES im Namen tragen. Hier findet sich u.a. auch die Eigentümerin der Weisestraße 56, die FIRMAN PROPERTIES S.A.R.L, neben Firmen wie ARIANE PROPERTIES S.A.R.L., ALBAN PROPERTIES S.A.R.L., JUVENTUS PROPERTIES S.A.R.L. und TIMEA PROPERTIES S.A.R.L. etc. wieder. Alle diese Firmen haben eines gemeinsam: Geschäftsführer sind das Duo Frau C. und Herr McC. Jede dieser Firmen steht für die Eigentümerschaft von einem oder mehreren Mietshäusern.

 Briefkasten Luxemburg

Dieses alles kann man über die Webseite opencorporates erfahren. Diese Webseite ist die weltweit größte öffentliche Datenbank zu Firmen und deren entsprechenden Daten. Sie ermöglicht es der Öffentlichkeit, Transparenz über diese Daten zu erlangen.

Gesucht und gefunden: Unsere Eigentümer

 Briefkasten Luxemburg

Eine einfache Internetrecherche im Luxemburger Handelsregister ergab, dass die Firma FIRMAN PROPERTIES S.A.R.L. 2014 gegründet wurde. Firmenzweck ist alles rund um Immobilen. Als Geschäftsführer sind – wie wir bereits wissen – Frau C. und Herr McC eingetragen. Bei ihnen handelt es sich allerdings nicht um die Eigentümer der Firma. Eine einfache Personensuche im Internet fördert aber zutage, dass Frau C. als Legal Director bei der PEARS GLOBAL REAL ESTATE GROUP tätig ist. Als Kontakt ist hier eine Emailadresse bei der PARK PROPERTIES S.A.R.L. angegeben. Diese hat ihren Sitz ebenfalls in dem Haus 4-6 Avenue de la Gare in Luxemburg. Die Geschäftsführer dieser Firma sind – Überraschung! – ebenfalls Frau C. und Herr McC.

 Briefkasten Luxemburg
Die 76 Firmen

Eine weitere Recherche über OPENCORPORATES.COM ergibt, dass Frau C. auch bei 72 Firmen in Dänemark als Geschäftsführerin eingetragen ist. Herr McC. bringt es nur auf 51 Geschäftsführerposten. Firmensitz ist jeweils der Fridtjof Nansens Plads 5 in Kopenhagen. Eine dieser Firmen ist die PEARS GLOBAL REAL ESTATE DENMARK ApS . Als Controlling Company taucht die NEPTUNE PROPERTIES S.A.R.L. auf. Diese residiert unter der uns bereits bekannten Adresse 4-6 Avenue de la Gare in Luxemburg und ist eine der 76 auf dem oben erwähnten Infoblatt aufgelisteten Firmen.

Bei der PEARS GLOBAL REAL ESTATE DENMARK ApS sind aber nicht nur die Geschäftsführer Frau C. und Herr McC. eingetragen, sondern auch Mark Andrew Pears, David Allen Pears und Trevor Steven Pears. Hinter diesen Namen findet sich die Bezeichnung „reel ejer“, was so viel heißt wie „realer Eigentümer“. Sie tauchen auch bei den anderen dänischen Firmen als Eigentümer auf.

Die PEARS GLOBAL REAL ESTATE GROUP

Die PEARS GLOBAL REAL ESTATE GROUP hat ihren Sitz in London/UK. Es ist ein Familienbetrieb, der von dem Vater der drei Pears-Brüder gegründet wurde.
Sie legen keinerlei Wert auf Öffentlichkeit. Es gibt keine Fotos von ihnen. Der Wert dieser Firma wurde in einem Zeitungsartikel aus dem Jahre 2015 auf sechs Milliarden britische Pfund geschätzt. Laut Firmenwebseite ist der Schwerpunkt ihrer Investments Kopenhagen und Berlin. Alleine in Berlin besitzt sie ca. 6.200 Wohnungen.

Die PEARS GLOBAL REAL ESTATE GERMANY hat ihr Büro am Kurfürstendamm 177 in Berlin. Die Webseite : pearsglobal.de ist derzeit nicht mehr aufrufbar.

Die Recherche läuft. Weitere Infos folgen.

Rechercheinfo als PDF Flyer zum selbstausdrucken

Quelle: https://syndikatbleibt.noblogs.org/post/2018/10/22/das-haus-weisestrase-56-und-seine-eigentumer/

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