Verdrängung am Mariendorfer Weg 4 – verschoben

Nachbar*innen informieren:

Unser Schuster bliebt im Kiez – hoffentlich!

Seit einigen Wochen gab es Kundgebungen im Mariendorfer Weg, die forderten: #Dmitry bleibt!
Zahlreiche Nachbar*innen, aber auch Initiativen und Gruppen von Zwangsräumung verhindern über Kiezversammlung44 bis zur Habersaathstraße solidarisierten sich mit Dmitry Berger und versuchten die drohende Zwangsräumung zu verhindern.

Nun ist die Zwangsräumung erst mal abgewendet. Die Räumungsklage wurde zurückgezogen und es gab eine außergerichtliche Einigung. Mit unserer Solidarität im Rücken hat Dmitry es geschafft mit den Architekt*innen von studio duktus, die ihn auf die Straße setzen wollten, einen guten Deal auszuhandeln. Bis Ende Juli darf Dmitry noch in den Räumen im Mariendorfer Weg 4 bleiben und hat bis dahin Zeit, sein Visum zu verlängern und einen neuen Wohn- und Gewerberaum zu suchen. Zum 31.07.2023 muss er aber defintiv ausziehen.

Protest am Mariendorfer Weg 4 am 15.12.2022

Dmitry ist sehr erleichtert. Für ihn ist es ein kleiner Sieg, aber ein Sieg. Das wäre nicht gelungen, wenn es nicht so viel Protest gegen die Verdrängungspolitik und das unmögliche Verhalten von duktus gegeben hätte. Der Imageschaden und der politische Preis für eine Räumung war für die Architekt*innen Thomas Buser und Johanna Barthen offenbar dann doch zu groß und sie waren dazu bereit ein Stück weit auf Dmitry zuzugehen und sich auf seine Forderungen einzulassen. Die Bestätigung durch das Gericht steht noch aus, aber das scheint nur noch eine Formalie zu sein.

Für uns als solidarische Nachbarschaft ist aber dennoch klar: Das Vorgehen von duktus bleibt Verdrängung und es bleibt eine Sauerei. Wir sind sehr froh und dankbar, dass sich so viele Menschen unserer Initiative für Dmitry angeschlossen haben und es tut gut zu sehen, dass man gemeinsam eben doch einen Unterschied machen und etwas bewegen kann. Wir sind aber auch wütend und traurig, weil wir nicht verhindern konnten, dass Dmitry seine bisherige Wohnung und Werkstatt verliert, in der er seit 16 Jahren gelebt und gearbeitet hat. Und das nur, um Platz für ein hippes Büro zu machen.

Wir betrachten das als Teil einer größeren Entwicklung, innerhalb derer unser Kiez aufgewertet und die hier lebenden Menschen mit kleinem Geldbeutel immer weiter an den Stadtrand gedrängt werden. Diesen Prozess der Gentrifizierung, kennen wir aus Kreuzberg, Nordneukölln und anderen Teilen der Stadt seit vielen Jahren. Nun kommt das alles immer stärker auch bei uns jenseits des Rings an. Dmitry wird nicht der letzte gewesen sein, dem in unserer Nachbarschaft eine Zwangsräumung droht. Wir werden uns weiter dagegen stellen und solidarisch zusammenhalten.

Wir wünschen Dmitry, dass er bald ein neues Zuhause und einen neuen Ort für sich, seinen Hund Buddy und seine Werkstatt findet. Wir wünschen ihm, dass er wieder zur Ruhe kommen und bei uns im Kiez bleiben kann. Hoffentlich findet er Räume in der Gegend, so dass ihm seine gewohnte Umgebung und seine Stammkundschaft und uns unser liebgewonnener Nachbar und Kiez-Schuster erhalten bleibt.

Kontakt: anti-duktus@riseup.net

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