Neuigkeiten aus der Karl-Marx-Straße

Hier gibt es drei Gebäude in der Nähe des Rathauses Neukölln, die nebeneinander liegen und vom Bezirk als sog. Schlüsselimmobilien bezeichnet werden. Sie zeigen gut die verschiedenen Stadien der derzeitigen Entwicklung im Neuköllner Norden.

Das ehemalige Gebäude des Kaufhauses C&A an der Ecke Anzengruberstraße steht seit Jahren leer, die Alte Post auf der anderen Ecke wurde modernisiert und zwei Büroetagen sind seit Jahresmitte schon wieder leer. Dahinter entsteht das Projekt „Kalle Neukölln“, was mit blumigem Marketing-Geschwätz „es wird ★great & tasty★!“ auf sich aufmerksam macht.

Hier ein paar Infos:

Das Ex-C&A sollte zum Nion Haus Neukölln werden. Auf der Website https://nionhaus.com heißt es:
„Ein altes Kaufhaus wird zum Raum für Community, Diversität und Empowerment.Mit NION Haus Neukölln sind wir eine gemeinnützige Initiative, die in gemeinschaftlicher Zusammenarbeit das ehemalige C&A-Kaufhaus auf der Berliner Karl-Marx-Straße in ein lebendiges Zentrum für lokalen und internationalen Austausch verwandelt und dabei Menschen, Tiere und Pflanzen gleichermaßen in den Mittelpunkt stellt.“

Damit ist es wohl vorbei. Website und Twitter-account werden seit Jahresmitte nicht mehr aktualisiert. Es gibt nicht genug Geld für das Projekt. Der Eigentümer will das Gebäude am liebsten abreissen und was Neues hinstellen. Wie aus dem Bezirksamt zu hören ist, wird es dafür wohl kaum eine Genehmigung geben. Deshalb wird derzeit mit riesigen Werbepostern versucht Geld zu machen. Diese Grosstransparente sind zwar nicht genehmigt, aber auch Investoren halten sich an die Devise: „Legal – illegal – scheissegal“.

Foto Ehemaliges Gebäude von C&A

Falco Liecke, Stadtrat für „Soziales“ nutzte derweil die Gelegenheit für „Sauberkeit“ zu sorgen. Der Eingang des Gebäudes wurde eingezäunt. Bisher konnten Obdachlose dort im Trockenen übernachten – nun nicht mehr, siehe https://facettenneukoelln.wordpress.com/2021/12/10/sozialstadtrat-liecke-wird-vor-dem-ehemaligen-ca-haus-aktiv/#more-131755

Alte Post Neukölln

Im Gebäude „Alte Post Neukölln“ Karl-Marx-Straße 97-99 hat das Immobilienunternehmen Commodus ( 2021 umbenannt in Coros )2017 mit der Sanierung begonnen. Schon 2019 konnten zwei Etagen an die Co-Working Kette Spaces übergeben werden. Die sind nun aber wieder weg. In der Morgenpost vom 20.7.2021 heißt es:
„Die Mieter der Büroflächen in der Alten Post müssen raus. Die Räume sollen weiterhin als Büroflächen vermietet werden.“
Quelle: https://www.morgenpost.de/bezirke/neukoelln/article232840655/Mieter-fuer-Bueros-in-der-Alten-Post-gesucht.html

Im Innenhof wird ein Neubau mit Mikro-Appartments errichtet. Die sollen 1000 € kosten.
Gleichzeitig entstehen auf dem Dach des Erweiterungsbaues neue Wohnungen in Holzbauweise, deren Richtfest Ende Oktober 2021 gefeiert wurde:
„Im Rahmen einer Aufstockung wurden dabei in einem fünften und sechsten Obergeschoss an der Donaustraße elf zweistöckige Maisonette-Wohnungen in nachhaltiger Holzständerbauweise mit einer Gesamtfläche von 1.600 Quadratmetern realisiert. Jede der Wohnungen verfügt über drei bis vier Zimmer sowie eine großzügige Terrasse und Dachterrasse mit Blick auf Berlin.“
Quelle: https://coros.de/wichtiger-meilenstein-richtfest-fuer-den-holzerweiterungsbau-der-alten-post-in-berlin/

Das sind dann die neuen Wohnungen für die reiche Mittelschicht, die nach Neukölln kommen sollen. So will es die SPD mit Franziska Giffey als zukünftige Regierende Bürgermeisterin.

Die Investoren spielen derweil „Bäumchen wechsel dich“. Am 4. Februar 2021 meldet die Immobilien-Zeitung (IZ) in der Ausgabe 5/2021, S.25
„Die Alte Post hat neue Eigentümer
Berlin. Entwickler Commodus hat die Mehrheitsanteile an der Projektgesellschaft für das knapp 17.000 m² große Alte Post Quartier in Berlin-Neukölln an Ivanhoé Cambridge verkauft. Commodus will bei dem teils noch im Bau bzw. Umbau befindlichen Vorhaben aber weiterhin mit im Boot bleiben.“
Ivanhoé Cambridge kommt aus Kanada. Ihre Pressemitteilung dazu ist hier zu lesen:
https://www.lifepr.de/inaktiv/ivanho-cambridge/Ivanhoe-Cambridge-erwirbt-das-Mixed-Use-Projekt-Alte-Post-Quartier-in-Berlin/boxid/832475

Kalle Neukölln

Kalle Neukölln: Umbau des Ex-Schnäppchencenters

Im Gebäude Karl-Marx-Straße 101 befand sich lange Zeit ein Schnäppchenmarkt von Karstadt, der es auch Menschen mit wenig Geld ermöglichte, sich mit Kleidung und Haushaltsbedarf auszustatten. Das ist vorbei, hier sind jetzt andere Menschen erwünscht, nämlich eine gutverdienende Mittelschicht.
Für die baut nun seit 2 Jahren die Maruhn Real Estate Investment GmbH , die mit flotten Sprüchen für ein Kaufhaus als Kreativkosmos wirbt.
Website: https://www.kalle-neukoelln.com/#fuer-alle-da

Da wird frech hehauptet: „Kalle ist für Alle da“. Dabei macht die PR klar, wer da gemeint ist.

PR- Tafel zu Kalle Neukölln

Geplant ist ein „Foodmarket“ im Erdgeschoss (auf 6.000 m²). Im Untergeschoss wird Edeka ein E-Center auf rd. 3.500 m² Fläche eröffnen. Der Mietvertrag ist schon unterschrieben. Die Flächen vom 1. bis zum 4. Obergeschoss werden als Büroflächen im Loftstil mgebaut,insgesamt 26.000 m². Vermarktet werden sie von der Maklerfirma Engel&Völckers, die hauptsächlich im Luxussegment tätig ist.Die Kaltmieten für die Büroflächen betragen 25 € pro m².
Quelle: https://www.engelvoelkers.com/de-de/exposes/kalle-neukoelln%3A-gefragte-open-space-bueros-3672473239.689917825_exp/

Wir werden sehen, wie sie die Flächen vermietet bekommen, wenn in der Alten Post nebenan schon zwei Etagen leerstehen.
Obendrauf kommt als krönender Abschluss ein als „Roofgarden“ bezeichneter Eventbereich mit insgesamt 4.000 m².

Kalle Neukölln , Ganghoferstr.

Als Ergänzung:
Hier auf dem Blog erschien am 8. April 2018 ein Bericht über einen Kiezspaziergang mit einem Redebetrag zu den Gebäuden. Die dortigen politischen Einschätzungen gelten nach wie vor.
Es geht voran – in der Karl-Marx-Strasse
https://nk44.nostate.net/2018/04/08/es-geht-voran-in-der-karl-marx-strasse-2/

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