In der Ausgabe Nr. 18 / 2011 hat das Kulturmagazin TIP einen Artikel von Katharina Wagner über den Neuköllner Schillerkiez veröffentlicht. Unter dem Titel „Ihr werdet schon sehen“ (Online erschienen als „Mobilmachung im Neuköllner Schillerkiez“ ) beschreibt die Autorin die vermeintliche Situation im Schillerkiez und behauptet, daß Künstler_innen, Zugezogene und Gewerbetreibende von den engagierten Aktivist_innen und Stadtteil-Initiativen bedroht werden. Hierbei wurden mehrere Künstler_innen und Gewerbetreibende als vermeintliche Opfer zitiert.
Aus diesem Grund haben Künstler_innen, Aktivist_innen und Gewerbetreibende einen Offenen Brief verfaßt, der hier abgedruckt wird.
Weitere Reaktionen auf den tip-Artikel sind auf der Homepage des Info- und Stadtteilladen Lunte nachzulesen und auch bei „Analyse Kritik Aktion“ An die Redaktion der TIP-Taliban und ihre Symphathisant_innen!
HIER DER TEXT DES OFFENEN BRIEFS
An die Redaktion der TIP-Taliban und ihre Symphathisant_innen!
In ihrem Artikel «Ihr werdet schon sehen» hat Katharina Wagner ein Bild des Schillerkiezes gezeichnet, das gar nicht existiert. Wir sind empört!
Wir sind entweder falsch zitiert oder gar nicht interviewt worden. Wir distanzieren uns ausdrücklich von der Tendenz des Artikels, der eine Konfrontation zwischen Künstler_innen, Kulturprojekten und Aktivist_innen konstruiert.
Wer ernsthaft glaubt, in Neukölln findet ein Bürgerkrieg statt, war noch nie in unserem Viertel. Es ist schlichtweg absurd, daß es Passkontrollen irgendeiner Kieztaliban gibt. Sie wurde hier noch nie gesichtet. Außerdem darf in Neukölln jede_r jede Sprache sprechen, die er_sie will. Was im Artikel dagegen nicht vorkam ist, daß Menschen den Schillerkiez verlassen müssen. Die Mieten steigen massiv. Insbesondere Migrant_innen, die andere Sprachen sprechen, werden verdrängt. Künstler_innen, die jenseits des subventionierten Mainstreams arbeiten, kämpfen genauso wie die anderen Bewohner_innen des Schillerkiez darum, bleiben zu können. Wer also darüber schreiben möchte, was die Menschen im Kiez bewegt, sollte auch direkt mit den Menschen sprechen.
Wir fühlen uns in Neukölln wohl. Wir leben hier und wollen bleiben! Wir kennen und mögen unsere Nachbar_innen! Wir brauchen keine anderen.
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