Das Kollektiv der Kiezkneipe Syndikat in der Weisestraße 56 erhielt die Kündigung zum 31. Dezember 2018. Die Eigentümer ( anscheinend ein Briefkasten in Luxemburg) des Hauses wollen den Mietvertrag nicht verlängern. Damit soll nach 33 Jahren ein beliebter Treffpunkt für unterschiedlichste Menschen , ein Ort für Veranstaltungen und auch Feten verschwinden. Für was?
Immer mehr Menschen werden aus ihren Lebens- und Sozialräumen verdrängt. Investoren investieren lustig weiter, das Geld fließt in Strömen. Häuser und Wohnungen werden gebaut für die, die eh schon genug haben. Der Rest kann sehen, wo er bleibt. Statt unkommerziellen, sozialen Räumen und bedarfsgerechtem Einzelhandel für die Nachbarschaft bestimmen immer mehr Co-Working-Spaces und die x-te Variation vermeintlich innovativer Gastronomie das Straßenbild.
Es sind schon zu viele gegangen, still und leise. Diesmal nicht. Das Kneipenkollektiv geht in die Öffentlichkeit. Am vergangenen Freitag wurden Flyer an die Gäste verteilt und dazu aufgerufen, sich am Freitag den 28. September um 17 Uhr zu einem ersten Treffen zusammenzufinden.
Der Aufruf machte über Twitter und Facebook schnell die Runde. Die Fraktion der Grünen in der Neuköllner Bezirksverordnetenversammlung (BVV) stellte eine mündliche Anfrage was das Bezirksamt tun könne. Deshalb trafen sich gestern 20 bis 30 solidarische Menschen kurz vor der BVV-Sitzung vor dem Rathaus Neukölln. Ein Transparent wurde gezeigt und dann gingen fast alle um 17 Uhr zur Sitzung. Gegen 19:30 Uhr verkündete der Vorsteher, dass wegen der Menge der Tagesordnungspunkte der Grossteil der mündlichen Anfragen nicht mehr behandelt werden könne. Da leerten sich schlagartig die Zuschauerbänke.
Seit heute gibt es die schriftliche Antwort , die leider nicht viel bringt.
„Gestern hat das Bezirksamt Kontakt zum Syndikat aufgenommen und sich die Lage aus der Sicht der Betreiber*innen schildern lassen.
Ich muss Hoffnung auf Einflussmöglichkeiten seitens des Bezirksamtes jedoch dämpfen: Anders als bei Wohnungsmietverträgen gibt es solche auch in Milieuschutzgebieten bei Gewerbemietverträgen nicht.
Der Milieuschutz schützt die Zusammensetzung der Wohnbevölkerung und leider nicht von Gewerbe, selbst wenn diese schon seit Jahrzehnten im Kiez verankert sind , diverse Eigentümerwechsel überstanden haben und zweifelsohne dazugehört, was auch die vielen Solidaritäts- und Unterstützungsbekundungen aus dem Kiez zeigen.
Uns sind zum derzeitigen Zeitpunkt die genauen Pläne des Eigentümers für eine zukünftige Nutzung sowie seine Beweggründe für seine Entscheidung derzeit nicht bekannt – anscheinend war er ja zunächst zu Verhandlungen bereit. Sollte eine Unterstützung des Bezirksamtes, zum Beispiel durch Vermittlung in Verhandlungen, erwünscht sein, werde ich mich dem selbstverständlich nicht verweigern.“
Kommt zum ersten Treffen:
Freitag, 28.9.2018 17 Uhr Syndikat, Weisestr. 56