Die radikale linke | berlin ruft auf zu einer
Kundgebung, Freitag 22.9.2017, 18 Uhr Reuterplatz
Aufruf: Für ein schönes Leben ohne Chefs & Miete.
Wir bekommen es in unseren Kiezen mit, Neukölln verändert sich. Die Mieten steigen, viele unserer Freundinnen und Freunde oder Nachbarn und Nachbarinnen ziehen weg, weil sie sich die hohen Mieten nicht mehr leisten können. Andere sparen sich die Miete buchstäblich vom Mund ab. Erhebliche Mieterhöhungen wegen Modernisierungen sind alltäglich. Viele im Kiez brauchen, um überleben zu können, mehrere Arbeitsplätze. Andere werden zwangsgeräumt, wie vor einigen Wochen unsere Nachbar_innen des Kiezladens in der Friedelstraße54. Unsere sozialen Orte werden zerstört; unsere Cafés und Kneipen müssen überteuerten Espresso-Bars weichen, die Startup-Hipster als Arbeitsplatz dienen.
Seit einiger Zeit sind im Neuköllner Reuterkiez auch die Samwer-Brüder aktiv. Die drei Brüder, denen der Milliarden-Euro-teure Konzern »Rocket Internet« gehört, fallen auf, weil sie besonders aggressiv Mieterinnen und Mieter verdrängen. Zum Beispiel haben sie sich in den Häuserblock Fram-, Nansen-, Pflüger- und Pannierstraße eingekauft, wo sich die Bewohner_innen in der Initiative »Unser block bleibt!« zusammengeschlossen haben, um sich gegen die neuen Eigentümer zu wehren. Doch auch anderswo schlagen die Samwer-Brüder zu: Sie haben die Cuvry-Brache in Kreuzberg gekauft, wo auf über 30.000 Quadratmetern neue Büroräume für ihr Unternehmen »Zalando« entstehen sollen. Ein Paradebeispiel für die voranschreitende Aufwertung von Kiezen im Interesse des Kapitals. Den Samwer-Brüdern gehören große Anteile an dem Essenslieferdienst »Foodora«. Was als hip und umweltschonend angepriesen wird, beruht auf der Ausbeutung der Fahrerinnen und Fahrer durch Dumpinglöhnen, Druck und Ungleichbehandlung. Die prekären Lebensverhältnisse der »Foodora«-Angestellten werden dabei gezielt ausgenutzt, um die Belegschaft zu spalten. Deswegen hat die Basisgewerkschaft FAU damit begonnen, die Fahrerinnen und Fahrer bei »Foodora« und anderen Essenslieferanten zu organisieren. Sie sind Teil einer weltweiten Kampagne unter dem Motto: »DelieverUnion. Bikers unite!« Unser Leben ist von sozialer Kälte und Isolation bestimmen.
Doch uns eint mehr, als das uns trennt. Die verschiedenen Kämpfe – ob gegen hohe Mieten oder für bessere Arbeitsbedingungen – müssen wir gemeinsam führen. Mögen sie auch unterschiedlich sein, unsere Gegner sind dieselben: Während wir am Arbeitsplatz von den Chefs ausgebeutet werden, müssen wir von unserem niedrigen Lohn immer höhere Mieten abdrücken. Davon profitieren nur die Eigentümer der Unternehmen und Häuser, so dass und in diesen Verhältnissen kaum etwas anderes übrig bleibt, als für diese zu arbeiten und Miete zu bezahlen.
Wir kämpfen für eine widerständige Nachbarschaft, die ihre Belange selbst in die Hand nimmt – solidarisch und selbstorganisiert von unten. Abseits von Feigenblättern wie dem Quartiersmanagement und den Parteien. Wir wissen, das in unseren Kiezen immer mehr Menschen verdrängt werden. Deswegen gibt es keinen Grund, den Lügen der Parteien zu trauen – ob von der Linken, der SPD, den Grünen oder der CDU. Und das die AfD keine Alternative ist, sondern im Interesse des Kapitals versucht, uns durch Rassismus zu spalten, ist offensichtlich. Es ist an der Zeit, dass das, was im Kiez geschieht, von den Leuten bestimmt wird, die hier leben. Also von denen, die diesen Ort gestalten, mit ihrer Vielfalt, ihren Bedürfnissen und Ideen.
Wir laden euch zur Kundgebung am 22. September um 18 Uhr auf dem Reuterplatz ein. Bringt eure Freunde und Freundinnen mit!