Zwangsräumung auf dem Weichselplatz

Neukölln soll sauber werden. Wie das gedacht ist, zeigt folgende Mail von gestern:

Heute (22.6.2017) Morgen gab es eine Zwangsräumung auf dem Weichselplatz in Berlin Neukölln. Seit über 10 Jahren wohnt dort ein Obdachloser und somit deutlich länger, als eine große Zahl der Anwohner*innen des Platzes. Vor 5 Jahren wurde seine alte Bank abgefackelt. Danach baute er sich ein regelrechtes Zelt auf einer Bank an der westlichen Seite des Parkes.
Heute Morgen wurden seine Habseligkeiten sang- und klaglos abtransportiert, nun wohnt er wieder auf seiner alten Bank. Es kann nicht sein, dass Obdachlose einfach wie Dreck behandelt werden,den man einfach beiseite wischen kann. Es sind Menschen. Und die Obdachlosigkeit ist ein gesellschaftliches Problem, dass nicht durch Transportunternehmen gelöst werden kann.
Hier soll auch nicht Obdachlosigkeit glorifiziert werden. Sie ist einfach ein Armutszeugnis für unsere eigentlich reiche Gesellschaft und zeigt, dass es eben nicht um Grundbedürfnisse und ein solidarisches Miteinander geht.

Warum geschah das ausgerechnet jetzt?
Nun für die Umgestaltung des Weichselplatzes wurde in den letzten Jahren über eine Million Euro ausgegeben und morgen werden Bezirksbürgermeisterin Giffey und Baustadtradt Biedermann von 16 bis 18 Uhr den neuen Weichselplatz auf der Höhe der Fuldastraße eröffnen. Da war es wohl besser die sichtbarsten Zeichen der sozialen Probleme des Bezirkes schnell zu verstecken.

Schlussfolgerungen und Interpretationen mögen alle selbstständig daraus ziehen. Ich war jedenfalls schockiert heute morgen, als nicht nur das „Iglu“ weg war, sondern gleich die ganze Bank. Und da es gerade noch viele weitere soziale Brände in Nordneukölln gibt, ist es doch auch schön, dass einige der prominentesten VertreterInnen der Neuköllner Bezirkspolitik mal wieder in der Gegend sind.

Giffey und Biedermann kommen am Freitag 16 Uhr zum Weichselplatz.

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