Der Betreiber von blogsport.de, der viele Websites von politischen Gruppen umsonst hostet, hat eine Klage von Kevin Hauer am Hals. Dieser ist stellvertretende Vorsitzender der rassistischen Partei „Pro NRW“ und ist für diese als Ratsherr in Gelsenkirchen aktiv. Anlass der Klage ist die Veröffentlichung von Aufnahmen, auf denen er den rechten Arm emporreckt und mit einem Hitler-Bild posiert. Dadurch soll Blogsport sein Recht am eigenen Bild verletzt haben.
Dazu gibt es einen Aufruf zur Solidarität von antifaschistischen Gruppen, den wir von Indymedia Solidarität mit Blogsport übernehmen.
Wir, ein Zusammenschluss verschiedener solidarischer Antifaschist*innen rufen zur Solidarität mit Blogsport auf! Darum rufen wir euch auf: setzt den Aufruf auf eure Blogs und Homepages, druckt ihn aus und verteilt ihn, sendet ihn über Verteiler an eure Freund*innen und Genoss*innen, unterstützt ihn mit euren Gruppen sowie Zusammenhängen! Ein Angriff auf diese Struktur ist auch immer ein Angriff auf uns alle!
Solidarität mit Blogsport!
Nazis und Rassist*innen den Stecker ziehen
Der bekannte Blogbetreiber Blogsport sieht sich mit einer Klage konfrontiert.
Kevin Hauer, der stellvertretende Vorsitzende der kulturalistischen/ rassistischen Partei „Pro NRW“ klagt gegen Blogsport, da angeblich Bilder von ihm auf dem Host veröffentlicht worden sei, auf denen er den rechten Arm erhoben hat sowie mit Burschenschaftskappe und einem Hitler-Portrait posiert (1). Hauer, der für die Partei als Ratsherr in Gelsenkirchen aktiv ist, fordert vom Provider Schadensersatz- unter dem Deckmantel des Rechtes am eigenen Bild.
Ein rechter Funktionär und Anwälte aus dem Umfeld neonazistischer/ rassistischer Strukturen Hand in Hand- alles nur Zufall?
Dass hier weniger Eitelkeiten, sondern vielmehr ein manifestes politisches Interesse von Rechts vorliegt, dem linken Blog-Betreiber die Existenzgrundlage zu entziehen, offenbart nicht zuletzt die Vita von Hauers juristischer Vertretung im Prozess gegen Blogsport. Als solche fungiert Björn Clemens, aktiv in der revisionistischen und revanchistischen „Jungen Landsmannschaft Ostdeutschland (JLO)“. Die JLO stellt eine verbindende Struktur zwischen neonazistischen Kameradschaften, Parteien und weiteren rechten Akteur*innen dar (2). Bis vor einigen Jahren übernahm sie jährlich im Februar die Anmelderrolle für Europas größten Naziaufmarsch in Dresden, welcher die letzten Jahre dank antifaschistischer Blockaden und Interventionen immer wieder gestört und verhindert werden konnte.
Kaum weniger einschlägig ist sein neuer Anwalt, der PRO NRW Funktionär Markus Beisicht,mit dem Hauer gegen weitere emanzipatorische Strukturen vorgeht. Auch er ist ein alt bekannter Aktiver neonazistischer und rassistischer Strukturen. Vor seinem Engagement war Beisicht Mitglied der neonazistischen „Deutschen Liga für Volk und Heimat“.
Mithilfe der Klagen gegen Blogsport und den Abmahnungen gegenüber dem Gelsenkirchner Verband der „Falken“ sowie dem weiteren Blog eines lokalen Journalisten, soll nun das bürgerliche Image der Partei aufpoliert werden. Dabei berichteten regionale Medien bereits über den Vorfall und der Rat der Stadt Gelsenkirchen, wo Hauer das Amt eines Ratsherren bekleidet, distanzierte sich unter dem Slogan „Menschenrechte statt rechte Menschen“ gegen Hauer und Konsorten (3). Als „unpolitischen Jux“ bezeichnete Hauer selbst das Bild mit dem erhobenen rechten Arm, zur Burschenschaftskappe und Hitler-Bildnis fiel ihm allerdings nichts mehr ein (4).
Doch seine Motivation scheint auch so klar zu sein: antifaschistischen Seiten soll der Stecker gezogen werden.
Und dafür machen sich Nazis und Rassist*innen auch gerne mal die Staatsanwaltschaft zu nutze.
Keine Anonymität für geistige Brandstifter
Auch Hauers Partei „Pro NRW“ ist ein bekannter Akteur bei rassistischen Protesten gegen vermeintliche Überfremdung und den Zuzug von Menschen aus dem östlichen Europa. Mit Anti-Romaismus und der Hetze gegen Muslime geht die Partei auf Stimmenfang und befeuert so regionale rassistische Proteste wie im vergangenen Jahr in mehreren Stadtteilen Duisburgs (5).
Die Kundgebungen vor den Wohnorten von Geflüchteten und Roma stellen einen unmittelbaren Angriff in deren Privatsphäre dar. Im Gegensatz zu den rechten Hetzer*innen vor deren Haustür verfügen Roma-Familien und Geflüchtete kaum über Rückzugsräume. Sie werden durch derlei Aktionen als „Fremdgruppe“ in der Nachbarschaft gebrandmarkt und auch ein Wohnortwechsel scheint für sie oft aussichtslos. Es geht darum, die Frage zu stellen, weshalb Personen wie Hauer auf ihr Privileg der „Privatsspähre“ pochen, wenn es doch zum Geschäft seiner Partei gehört, das Leben von Menschen unentwegt so massiv anzugehen?
Blogsport für alle – alle für Blogsport!
Inspiriert durch politischen Blogger-Aktivismus aus den USA ging Blogsport 2006 ans Netz, um politisch und künstlerisch Aktiven eine Plattform zur Veröffentlichung zu geben. Blogsport ermöglicht damit vielen Menschen, sich individuell und kollektiv zum politischen Tagesgeschehen zu äußern, ohne dabei auf die Infrastruktur oder Diktion einer politischen Organisation angewiesen zu sein. Blogsport versteht sich auch sonst als Gegenangebot zu rein kommerziellen und „unpolitischen“ Blog-Anbietern, speichert keine IP-Adressen, nimmt eine Firewall-Funktion gegen mögliche Anzeigen, Abmahnungen und Klagen ein und bietet rechten Gruppierungen keine Plattform, sondern vielmehr alternativen Versänden, Kongressen und Gruppen die Möglichkeit, kostengünstig Werbung zu schalten.
Auch wenn sich der Trend des „Privat“-Bloggens in der hiesigen Linken nicht durchsetzte, so entwickelte sich Blogsport in den vergangenen Jahren zu einem der wichtigsten Internetangebote linker Bewegungen im deutschsprachigen Raum. Bedurfte es bis bis vor einiger Zeit noch Vorkenntnisse zum Erstellen einer Website, so eröffnete Blogsport zahlreichen antifaschistischen Aktiven und Gruppen – vor allem aus dem ländlichen und strukturschwachen Raum- unter anderem die Möglichkeit, Einblicke über örtliche Nazistrukturen zu veröffentlichen. Viele gesellschaftskritische Publikationen verweisen in ihren Quellenangaben mittlerweile auf Blogsport-Beiträge, da sich der Anbieter als kontinuierliches und zuverlässiges Webangebot etablieren konnte. Keine Mobilisierung gegen Naziaufmärsche, keine Jugendantifa-Gruppe, kein Kritikpapier – ohne Blogsport.
Klagen wie die des Gelsenkirchener PRO NRW-Vorsitzenden sind ein Angriff auf genau dieses Angebot und sollten von allen ernst genommen werden, die Blogsport nutzen. Es liegt darum an uns: spendet, macht Soli-Partys, stellt Spendendosen auf – und richtet euren nächsten Blog anstatt bei rein kommerziellen Anbietern mal wieder bei Blogsport ein!
Wir lassen uns nicht einschüchtern- Nazis und Rassist*innen gehören aus der Anonymität geholt!
Wir solidarisieren uns mit Blogsport und seinen antifaschistischen Plattformen.
Gemeinsam sammeln wir Geld und zeigen symbolische und praktische Solidarität!
Antifaschistische und antirassistische Gruppen und Plattformen im Juli 2014
*Spendenkonto:*
Rote Hilfe e.V. Berlin
Stichwort: “Blogsport Soli”
IBAN: DE55 4306 0967 4007 2383 17
BIC: GENODEM1GLS
GLS-Bank
weitere Infos unter: blogsportsoli.noblogs.org ::: NOPSAM!blogsport-soli@riseup.net
Quellen:
(1) https://linksunten.indymedia.org/de/node/116883
(2) http://venceremos.sytes.net/assets/files/art/DRR_EXTRA_Dresden.pdf
(3) http://www.derwesten.de/staedte/gelsenkirchen/der-rat-der-stadt-gelsenkirchen-positioniert-sich-deutlich-gegen-rechts-id9479305.html
(4) http://www.derwesten.de/staedte/gelsenkirchen/gelsenkirchener-pro-nrw-politiker-posierte-mit-hitlerbild-id9339906.html
(5) http://9nov.blogsport.de/aufruf/