Tolle Bewegungsfreiheit!

Ein weiterer Bericht zur gestrigen „Öffnungsfeier“ des „Tempelhofer Parks“.
Gestern wurde das Tempelhofer Feld „geöffnet“, es nennt sich jetzt Park. Geändet hat sich bisher aber anscheinend wenig, denn von der viel beschworenen Bewegungsfreiheit war gestern kaum etwas zu spüren. Einige Hundertschaften der Berliner Polizei, haufenweise Zivis und eine Horde Hooligans, die sich selbst Sicherheitsdienst nannten, sorgten dafür dass die wenigen Menschen die auf das Feld gelangten sich wohl wie im Juni vergangenes Jahres fühlten, wo die Polizei bereits eine selbstorganisierte Öffnung des Geländes mit Gewalt verhinderte.

Die Initiativen die sich kritisch mit der Entwicklung des ehemaligen Flughafens und den agrenzenden Gebieten auseinandersetzen, hatten keine Möglichkeit die BesucherInnen des Feldes über die Problematik der Senatsplanung zu informieren. Die Grün Berlin GmbH – die Betreiberfirma des „Parks“ sprach mehrere Hausverbote an Personen aus, die unliebsame Informationen an die Menschen auf dem Feld verteilten. Auch Infostände wurden von der Grün Berlin GmbH mit tatkräftiger Hilfe der Berliner Bullen verhindert. So nahmen die Führungskräfte der Parkverwaltung die Flyer der Initiative „reclaim Tempelhof“ unter die Lupe und entschieden sich nach eingängigem Studium für die Zensur. Ob in Zukunft auch bestimmte Literatur im Park verboten sein wird, bleibt abzuwarten. Nachdem es den kritischen Initiativen aus dem Kiez jedenfalls nicht möglich war einen Infostand oder ähnliches durch zu führen, wurden dann auch die Leute vom Gelände geschmissen, die einfach nur selbst gemachte Flyer verteilen wollten.

Der angekündigte Höhepunkt des Vormitags, die Rede von Berlins Party-Löwen Wowereit stand da eigentlich schon symbolisch für das Selbstverständnis der ParkbetreiberInnen. Einige ZuhörerInnen der Rede äußerten ihren Unmut über die Stadtpolitik des Senats und besonders den Umgang mit dem Ex-Flughafen. Während Wowi in herablassender paternalistischer Manier meinte zu einer Demokratie gehöre es ja auch solche „Störer“ zuzulassen, wurden an der Ecke des Publikums wo keine Fernsehkameras waren, immer wieder Leute von der Polizei rausgeholt…

Die AG Stadtteilversammlung aus dem Schillerkiez hatte sich vorgenommen später am Nachmittag ein kleines Infozelt aufzbauen. Ein paar Leute der Gruppe, die Kaffekannen und ein paar Infotafeln in die Oderstrasse transportierten, wurden dabei von der Polizei am Herrfurthplatz gestoppt. Sie wurden von den BeamtInnen aufgefordert ein Transparent auszurollen, dass sie transportierten. Kurze Zeit später wurden die gleichen Leute von einem guten dutzend Zivibullen in einem Hauseingang fest genommen und in die GeSa nach Moabit gebracht. Die drei Leute wurden erst am frühen Abend wieder freigelassen. Tolle Freiheit der Bewegung!!

Der Gipfel des ganzen Spektakels war dann wohl am Nachmittag erreicht, als die Parade „Recht auf Stadt“ den Zaun zum Feld erreichte. Die Polizei riegelt die Oderstrasse ab und untersagte das Bereten des frisch „geöffneten“ Geländes. Die Eingänge zum „Park“ in Neukölln in der Oderstrasse und am Columbiadamm waren über eine Stunde geschlossen. Niemand durfte das Gelände betreten… wie eigentlich immer schon. Als es ein paar Leuten schließlich zu bunt wurde, und sie über den Zaun kletterten, kam die Antwort der Parkleitung in Gestalt einer Horde Hooligans in Sicherheitsuniform angerannt. Diese schlugen auf die Leute ein und versuchten sie vom Feld runter zu kriegen, mussten aber einsehen, dass es eigentlich gar keinen richtigen Grund dafür gab, sodass die Menschen wieder laufen gelassen wurden.

Aber dass die Bullen nicht die schlausten sind, ist ja wahrlich nichts neues, und so überrascht es auch nicht, dass es doch eine große Menge von Leuten aufs Gelände schaffte um dort eine lebendige Demo anzufangen, der sich immer mehr Leute anschlossen. Nach einer Vollversammlung wurde dann die Bühne übernommen und autonom ein kleines Konzert mit Geigerzähler veranstalten. Aber die Bullen machten wieder einmal das, was sie am besten können: Nerven!! Und so fingen sie an den Platz zu räumen und die schöne kulturelle Veranstaltung im Sonnenuntergang aufzulösen. Die Räumung selbst war dann wieder gewohnt brutal und die Testosteronmonster der Berliner Polizei waren in ihrem Element. Kleine Sitzblockaden wurden gewaltsam geräumt und die ParkbesucherInnen mit einem Haufen Polizei und einer Menge Brutalität von „ihrem“ frisch geoffneten Park geprügelt.

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