Seit heute abend muss auch das Syndikat schliessen. Der Kampf gegen die geplante Räumung am 17. April wird weitergehen. Dazu gibt es eine Erklärung:
Schließung wegen Corona – Räumung bleibt bestehen
Liebe Freund*innen, Gäste und Unterstützer*innen,
vor etwa 2 Stunden hat der Senat eine Verordnung “zur Eindämmung des Corona-Virus in Berlin” erlassen. Diese besagt u.A. die sofortige Schließung aller Kneipen, Bars und Clubs ab heute, sowie das Verbot von öffentlichen und nicht-öffentlichen Ansammlungen und Veranstaltungen ab 50 Personen. ( Verordnung zur Eindämmung des Coronavirus in Berlin )
Wie schon in der letzten Mail erwähnt, tragen wir Verantwortung für unsere Gäste. Generell und insbesondere weil es auch dort Menschen gibt, die zu den Risikogruppen gehören. Auf unser abendliches Bier im Syndikat können wir (wenn auch schweren Herzens) eine Weile verzichten, auf das Syndikat als Ort jedoch nicht.
Deshalb finden wir es vollkommen unverständlich, dass trotz aller einschneidenden Maßnahmen, bislang weiter am Räumungstermin am 17. April festgehalten wird, obwohl alle Maßnahmen mindestens bis zum 19. April andauern. So hat der Neuköllner Gesundheitsstadtrat Falko Liecke (CDU) via Twitter bereits mehrfach betont, das nicht die Räumung verboten / abgesagt wird, sondern nur alle evtl. Gegenveranstaltungen. (https://twitter.com/falkone1/status/1238407258754686976).
Das er dieses Ansinnen dann wirklich damit rechtfertigt, er sei “verantwortlich für die Umsetzung von Recht und Gesetz” (https://twitter.com/falkone1/status/1238431724645777412) ist angesichts der faktischen Aufhebung des Versammlungsrechts und der weitreichenden Einschränkungen des öffentlichen Lebens dabei mehr als blanker Hohn.
Uns ist die Ernsthaftigkeit des Corona-Virus durchaus bewusst und auch wir würden bereitwillig unseren Beitrag leisten, um die explosionsartige Verbreitung mit all den schlimmen Effekten für ältere und vorerkrante Menschen zu verlangsamen. Aber wenn von diesen Einschränkungen gleichzeitig Räumungen für die Interessen von Immobilien-Firmen wie Pears Global ausgenommen sind, während gleichzeitig der legitime Protest dagegen verboten werden soll, halten wir das für eine politische Bankrott-Erklärung.
Wir werden nicht tatenlos zusehen, wie uns unter all den Pandemie-Einschränkungen unser Syndikat genommen werden soll und wir keine Möglichkeit haben sollen, dagegen zu protestieren. Wir werden unsere Mobilisierung zum 17. April weiter aufrecht erhalten, bis es eine offizielle Absage dieser Zwangsräumung gibt. Wir wissen das es viele Gäste, Freund*innen und Unterstützer*innen gibt, die dies genauso skandalös finden und sich von etwaigen Versammlungsverboten nicht abhalten lassen werden, an dem Tag der Räumung auf die Straße zu gehen und sich zu versammeln. Da dies auch die Polizei Berlin wissen und entsprechende Einsatzkräfte aufbieten wird, können wir davon ausgehen das auch ohne bestehende Anmeldungen weit über 1000 Menschen an diesem Tag im Schillerkiez zusammenkommen. Möchte der Bezirk Neukölln und der Senat Berlin dies verhindern, wissen sie, was sie zu tun haben.
Alles andere als eine Absage der Räumung werden wir nicht akzeptieren.
Natürlich fordern wir nicht nur eine Absage unserer Zwangsräumung, sondern konsequenterweise die Absage aller anstehenden Zwangsräumungen, sowie ein Stopp aller Strom- und Wasserabschaltungen. Menschen können nicht zuhause bleiben und / oder angemessene Hygienemaßstäbe einhalten, wenn sie aus ihren Wohnungen geschmissen, oder ihnen Wasser und Strom abgedreht wird. Und der Corona-Virus zeigt, das Orte der nachbarschaftlichen Begegnung, Organisierung und Solidarität für Krisenzeiten wichtiger sind, denn je.
Wir würden uns freuen, wenn ihr euren Unmut darüber den zuständigen Stellen im Bezirk und auf Senatsebene kundtut und die Nachricht auf allen Kanälen verbreitet.
Und lasst euch in diesen Zeiten nicht vereinzeln, sondern zeigt euch solidarisch untereinander und insbesondere mit euren Nachbar*innen, Kolleg*innen und Freund*innen, die besonders von Corona-Gefahren betroffen, oder durch die Schul- und Kita-Schließungen und / oder durch Job- und Auftragsverlust in ihrer Existenz bedroht sind.
Anlaufmöglichkeiten sind z.B. selbstorganisierte Telegram-Gruppen solidarischer Nachbar*innen, etwa für ganz Neukölln (https://t.me/nksdc), für den Schillerkiez (https://t.me/schillerkiez_soli), für rund um die Leinestraße (https://t.me/rundumdieleine), oder für Rixdorf (https://t.me/rix_hilft).
Wie es mit den weiteren Terminen in den kommenden Wochen aussehen wird, wissen wir nicht. Haltet euch diesbezüglich über alle bestehenden Kanäle auf dem Laufenden.
Auf bessere Zeiten und den Erhalt des Syndikats.
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