Das Quartiersmanagement Schillerpromenade in Neukölln feiert sich heute mit der Eröffnung einer Ausstellung zu 20 Jahren QM in der Infokapelle Hermannstr. 99 . Dagegen gab es Protest mit einem Transparent und der Verteilung eines Flugblatts:
Heute will sich das Quartiersmanagement Schillerpromenade mit einer Ausstellung feiern und “erfolgreiche“ Arbeit dokumentieren. Ja, leider war sie erfolgreich im Sinne der Aufwertung des Kiezes für die Mittelschicht und die Vertreibung unerwünschter Armer. Die Zahl der Bewohner hat sich erhöht, es sind zu 90% Akademiker hinzugezogen und arme Migranten aus ostwärts gelegenen Ländern mussten gehen. Die Mieten haben sich in den letzten 10 Jahren verdoppelt, Immobilienfirmen bringen immer mehr Häuser in ihren Besitz, immer mehr Wohnungen werden in Eigentumswohnungen umgewandelt und Mieterinnen mit Eigenbedarfsforderungen bedroht.
Quartiersmanagement, Nein Danke!
Schon 2010 wurde in der Stadtteilzeitung „RandNotizen“ geschrieben:
„Das Quartiersmanagement (QM) Schillerpromenade wird nicht gebraucht. Es gehört abgeschafft und zwar eher heute als morgen. Es ist nicht Teil der Lösung der Probleme hier im Kiez oder der ganzen Stadt, sondern Teil des Problems. Das Problem ist der neoliberale Staat, die politische Entwicklung der letzten 20 Jahre mit dem Abbau des Sozialstaats und der öffentlichen Daseinsvorsorge, die Privatisierung öffentlicher Einrichtungen und die verschärfte Degradierung von Menschen zu bloßen Objekten der Vermarktung und In-Wertsetzung. Allein das Wort Management in dem Begriff Quartiersmanagement zeigt schon, wohin die Reise geht. Soziale Probleme sollen nicht gelöst, sondern die Menschen, um die es geht, sollen irgendwie bearbeitet, befriedet und ruhig gestellt werden.“
Task Force Okerstraße
Die Erfahrungen der letzten 9 Jahre bestätigen dies, deshalb wollen wir noch einmal an die Einrichtung der Task Force Okerstraße ( TFO )erinnern, die im Jahre 2008 ins Leben gerufen wurde.
Die TFO hatte es sich zum Ziel gesetzt im Schillerkiez „aufzuräumen“ und „störende Objekte“ zu beseitigen. Es sollte die Antwort auf die „Problemhäuser“ ,besonders das Haus Okerstr. 43 , die „Problemfamilien“ und die „Trinkerproblematik“ im Kiez sein (alle drei Begriffe tauchen so im Strategiekonzept des QM auf ). Was vom QM als gutgemeintes, soziales Projekt vermarktet wurde, entpuppte sich jedoch bei genauerem Hinsehen als ein stigmatisierendes und diskriminierendes Vorgehen, dass konsequenterweise zur Aufwertung des Kiezes und dem Austausch der MieterInnenstruktur führte. Die früher im Haus Okerstr. 43 wohnenden Romafamilien sind weg , das Haus wurde mehrfach verkauft, saniert und die Mieten verdreifacht. Heute gehört es einer Luxemburger Briefkastenfirma namens Firman Properties S.A.R.L., hinter der die Immobilienfirma Pears Global steht. Diese Firma versucht gerade die Kiezkneipe Syndikat aus ihren Räumen in der Weisestr. 56 zu verdrängen.
Schön, dass das Quartiersmanagement endlich verschwindet!
Nun wollen wir dem QM die steigenden Mieten und den Austausch im Kiez nicht alleine zu schreiben, das wäre dann doch zu viel der Ehre. Die Schließung des Flughafens Tempelhof , der sich verengende Berliner Wohnungsmarkt, hat Mietsteigerungen in Gang gesetzt, an deren Ende heute Unternehmen wie Akelius 20 bis 30 € pro qm verlangen. Diesen Prozess der Gentrifizierung hat das QM lange bestritten und mit vielen symbolischen Aufwertungen unterstützt. Deshalb sehen wir keinen Grund das QM zu feiern und sehen seinem Ende mit Freude entgegen. Damals wie heute gilt:
Quartiersmanagement ist keine Lösung ,sondern Teil des Problems.
Noch nicht Verdrängte am 22.8.2019