Der Neuköllner Norden hat wieder eine neue Attraktion. Obwohl dringend neue Wohnungen gebraucht werden, die für Geringverdiener bezahlbar sind, wurde mal wieder Wohnraum zerstört, weil sich mit einem Hostel viel mehr Knete machen lässt. Das steht nun in der Karl-Marx-Strasse 176.
Darüber berichtet ein informativer Artikel auf linksunten.indymedia von heute [B] Karl-Marx-Hostel – das neue Hostel in Neukölln , der hier auch veröffentlicht wird.
Seit einige Tagen ist es nun also klar: Die ehemaligen Wohnungen in der Karl-Marx-Straße 176, die seit Jahren großteilig leer standen, wurden von den neuen Eigentümern in ein Hostel umgewandelt. Wir wollen hier versuchen die wenigen Informationen die wir haben und durch Gespräche mit Nachbar_innen erfahren haben, aufzulisten und mit euch zu teilen, ist dieses neue Hostel doch ein weiterer Schritt zur kapitalistischen Verwertung und Ausbeutung von Neukölln und besonders dem Bereich der Karl-Marx-Straße/Karl-Marx-Platz/Rixdorf.
Wir sind uns bewusst dass es sich hierbei nicht um die beste Recherchearbeit handelt, wir sind aber auch der Meinung das die Informationen die wir haben wichtig genug sind um den Artikel zu rechtfertigen.
jüngere Vergangenheit
Wie wir durch Gespräche mit Nachbar_innen in der letzten Zeit erfahren haben, gehörte das Haus in der Karl-Marx-Straße 176 einem älteren Ehepaar, welches auch bis zuletzt im selben Haus wohnte.
Ansonsten stand das Haus mitsamt Hinterhaus in den letzten Jahren weitestgehend leer, einzig ein Anwalts-/Notarbüro befand sich im Erdgeschoss des Vorderhauses.
Während das sich das Vorderhaus die letzten Jahren immer noch in bewohnbarem Zustand befand, verfiel das kleinere Hinterhaus seit Jahren.
Nachbar_innen erzählten uns dass dies wohl dem hohen Alter der beiden Besitzer_innen und der starken körperlichen Erkrankung des Mannes anzurechnen war, während das Desinteresse ihrer Kinder, die seit Jahren nicht mehr in Deutschland lebten, sicherlich auch dazu beigetragen hat.
Vor ungefähr einem Jahr(also Ende 2013/Anfang 2014) verstarb dann der Mann an seiner Krankheit und die Frau blieb als alleinige Besitzerin des Hauses zurück.
Da sie das Haus alleine nicht instandhalten wollte oder konnte und ihre Kinder die Übernahme des Hauses ablehnten, entschied sie sich das Haus abzugeben.
In der Nachbarschaft geht das Gerücht herum, dass es sogar verschenkt wurde, was wir aber weder belegen noch widerlegen können.
Hier kommen also die neuen Besitzer_innen ins Spiel.
Die neuen Eigentümer_innen
Als im Frühjahr 2014 dann die Renovierungsarbeiten begannen, war schnell klar dass die neuen Eigentümer_innen mehr mit dem Haus vor hatten als Profit ohne Investitionen heraus zu schlagen.
Zu aller erst wurde dem Anwaltsbüro gekündigt, anschließend zog die ehemalige Besitzerin einige Zeit später aus.
Kurze Zeit später begannen dann die Renovierungsarbeiten im Vorderhaus und im kleinen Seitenhaus/Schuppen.
Auch waren die neuen Eigentümer_innen öfter zu sehen, eine Gruppe von relativ jungen(geschätzte 25-35 Jahre) Menschen, die rein äußerlich vielleicht noch am ehesten als „elegantere Hipster“ in ihrem Kleidungsstil auffielen und einzig der dicke BMW der Eltern aus Bayern wies auf ein größeres finanzielles Polster hin.
Wenn dies auch sehr pauschalisierend ist, wirkte es zu Anfang nun aber so als wöllte sich hier eine Gruppe junger Menschen ein Zuhause aufbauen, wenn sie auch augenscheinlich mehr Geld zur verfügung hatten als die meisten Menschen in der Nachbarschaft.
Dieser Schein wurde bis zuletzt gewahrt und auch jetzt noch wirkt das Haus in der Karl-Marx-Straße 176 nach außen hin wie das durchschnittliche gealterte Mietshaus in Neukölln mit ergrauter Fassade und alten Fenstern.
Allerdings gab es durchaus Gerüchte in der Nachbarschaft dass die neuen Eigentümer_innen etwas ganz anderes mit dem Haus vor hatten, neben dem Gerücht es würde ein Bordell werden gab es unter anderem auch das Gerücht das es ein neues Hostel werden sollte.
Vor einer Woche nun wurde ziemlich schnell genau klar was mit dem Haus in der Karl-Marx-Straße 176 geplant wurde, als die neuen Eigentümer_innen ein kleines Werbeschild zur Straße hin anbrachten, auf dem zu lesen war „Karl-Marx-Hostel“.
Das Hostel
Das Karl-Marx-Hostel ist also ein weiterer Schritt der Umwandlung von günstigem Wohnraum im Innenstadtbereich hin zu gewinnbringenden Unterbringungsmöglichkeiten für junge Mittelklasse Tourist_innen.
Ob nun die gesamten, geschätzen 10-20 Wohnungen als Hostel genutzt werden oder nur ein Teil davon, ist eigentlich unerheblich, fügt sich doch die Genehmigung des Bezirks zur Umwandlung günstigen Wohnraums in „gewinnbringende Geschäftsräume“ in den Plan der Aktion-Karl-Marx-Straße ein, die Karl-Marx-Straße und die angrenzenden Straßen umzustrukturieren und für Wohlständigere attraktiver zu machen.
Bei unserem Ausflug auf die umliegenden Dächer des Karl-Marx-Hostels(welche übrigens sehr leicht zu erreichen sind), wurde schnell ersichtlich dass das Karl-Marx-Hostel versucht mit einem nach außen hin „heruntergekommenen Charm“ bei „alternativen“, „hippen“ Menschen zu punkten.
Das zeigt sich auch auf der Internetseite des Hostels wieder, auf der es heißt:
Wir sind wie dein bester Freund. Du kannst dich bei uns ausruhen
oder mit uns Party machen. Wir wissen, wo was geht. Denn wir
leben seit Jahren in der schönsten Stadt der Welt: Berlin. Wir
sind Szenekenner und Neukölln-Liebhaber. Und wir könnten nicht
leben, ohne den Wind, der uns Tag für Tag auf der Karl-Marx-Straße
ins Gesicht weht. Wir lieben jede Ecke im Kiez. Und unser Hostel.
Viel Herzblut haben wir hier reingesteckt. Wir haben gebaut,
renoviert, ok, manchmal auch geflucht. Aber am Ende ist es so
geworden, wie wir wollten: Das beste Hostel im Kiez!
oder auch über Neukölln:
If you can make it here, you can make it anywhere! Neukölln ist wie das Manhatten der 80er-Jahre.
Kreative aus aller Welt strömen gerade in den Kiez, denn nirgendwo auf der Welt gibt es so krasse Unterschiede wie hier.
Es ist ein Kiez im Wandel. Früher war es der letzte Stadtteil vor der Berliner Mauer und kaum jemand wollte hier leben.
Nach dem Fall bleibt Neukölln weiterhin arm, doch mit den Jahren mausert es sich zum Meltingpot für die alternative Szene.
Neukölln wird zum favorisierten Kiez für Künstler, Musiker und Fashion-Designer.
Hier lebt arm und reich Tür an Tür, hier grüßt der Penner den Geschäftsmann, die Klofrau die Szenetussi.
Tolerant, rough und immer offen für neue Musik, Bars und Clubs: Neukölln ist der momentan angesagteste Szene-Bezirk Berlins.
Davon abgesehen dass sie sich der Verdrängungsprozesse die sie verursachen augenscheinlich bewusst sind und diese als „positiv“ darstellen, werben sie auf ihrer Seite zu Neukölln mit einem Bild der Oranienstraße auf der das SO 36 zu sehen ist.
Allerdings passt ihr Text sehr gut zur edlen Einrichtung ihres Hostels, die sie uns auf ihrer Seite auch ganz offen und stolz zeigen.
Kontaktdaten, Webseiten und restliche Infos
Damit wir(und vielleicht auch ihr) unsere neuen „besten Freunde“ auch gebührend Begrüßen können, haben wir hier einmal ein paar Daten für euch und uns gesammelt und ergänzende Links angefügt(whois sei dank).
Verantwortlicher der Webpräsenz:
Geuting Turnaround GmbH
Karl-Marx-Str. 176
12043 Berlin
Deutschland
Vertreten durch: Tobias Geuting
Umsatzsteuer Identifikationsnummer USt-ID-Nr. gemäß §27a UStG: DE294122905
Whois Daten zur Webseite:
Registrant Name: Tobias Geuting
Registrant Street: Karl-Marx-Str. 176
Registrant City: Berlin
Registrant Postal Code: 12043
Registrant Country: DE
Registrant Phone: +49.17670319932
Registrant Email: geuting@gmail.com
Kontakt(Karl-Marx-Hostel):
Telefon: +49 (0)30 68974946
Telefax: +49 (0)30 68974947
E-Mail: desk@karlmarxhostel.de
Registereintragung:
Eingetragen im Handelsregister
Registergericht: Amtsgericht Berlin (Charlottenburg)
Registernummer: HRB 155144
ergänzende Links:
http://whois.domaintools.com/karlmarxhostel.com – Whois der Seite KarlMarxHostel.com
http://www.karlmarxhostel.de/ – Webseite des Hostels(sowohl die Endungen auf .com als auch auf .net funktionieren ebenfalls)
http://www.karlmarxhostel.de/?page_id=35 – Impressum der Webseite
Das Hostel hat auch eine Facebookseite wie unsere Recherchen ergaben, die wir hier aber nicht verlinken werden.
Die Häuser denen, die sie brauchen!
Keine Miete statt hoher Profite!