Der störrische Quartiersrat
Das Quartiersmanagement (QM) ist mit seinem im April 2010 gewählten Quartiersrat (QR) nicht glücklich geworden. Er war nicht der Abnickverein, den sie gerne gehabt hätten. Er protestierte gegen die Machenschaften um die Kündigung des Vereins Integra e.V. und verwahrte sich gegen den Status der „Unmündigkeit“, den das QM ihnen zuschrieb und die Des-Informationspolitik der Quartiersmanager. Einige verliessen resigniert den QR, sodass dieser nur einmal bei seinen Sitzungen überhaupt abstimmberechtigt (2/3 müssen anwesend sein) war.
So wurden dann vorzeitig für Februar 2012 Neuwahlen angesetzt und neue Regeln eingeführt, ohne jede Information und Diskussion mit dem noch existierenden QR. Statt 20 Anwohnervertretern sollen nur noch 15 gewählt werden, dazu kommt eine Quotenregelung: mindestens 7 Migranten und mindestens 5 Bewohner aus dem Bereich südlich der Friedhöfe. Statt einer grossen Wahlveranstaltung, wo sich alle Kandidaten vorstellen können, wurden 2 Info-Veranstaltungen angesetzt. Diese Veranstaltungen sollen angeblich mit 8000 Einladungsschreiben in die Haushalte des Kiezes beworben worden sein (es gibt nur wenige, die diese gesehen haben) und einigen Plakaten in Geschäften. Der Andrang war gross: Bei der Veranstaltung für den Südbereich am 8. Februar waren 4 Anwohner da (alle aus dem Norden) und 5 Quartiersräte, bei der Veranstaltung in der Genezareth-Kirche am 10. Februar verloren sich 7 Anwohner und 7 Quartiersräte in dem grossen Raum. Tapfer wurde jeweils das Programm zur Information über die Arbeit der Quartiersräte abgespult. Die QR-Mitglieder nutzten die Möglichkeit , ihre Kritik und ihren Frust an der Arbeit des QM endlich mal loswerden zu können. Das prallte aber alles an dem machtbewussten QM-Büro ab, die sich immer schön auf formale und gesetzliche Vorgaben zurück ziehen können. Der QR ist dazu da, über kleine Projekte zu diskutieren und zu entscheiden, und das wars mit der Bürgerbeteiligung. Das grosse Ganze bestimmt die Führung im Quartiersmanagement im Auftrag der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung.
Dringend gesucht: PR-Spezialisten
Die Propaganda für das QM funktioniert auch nicht wie gewünscht. Die Zeitung Promenadenpost verschleißt Mitarbeiter, die nicht spuren,wie sie sollen. Kritische Artikel sind unerwünscht, ehrenamtliche Mitarbeit führt nur zu Frust. Die Website wird auch nicht oft aktualisiert. Deshalb wurde im Oktober letzten Jahres eine Ausschreibung für einen neuen Medienstandort Schillerpromenade veröffentlicht, um die Aktivitäten um die Zeitung und die Website zu bündeln.
In der letzten Promenadenpost vom Dezember 2012, die das QM selbst erstellen musste, stellte sich das neue Team für die Medienarbeit vor.
Doch Mitte Januar 2012 fand sich wieder eine neue Ausschreibung auf den Seiten des Berliner Quartiersmanagement:
„Das Quartiersmanagement Schillerpromenade sucht für den Zeitraum Februar 2012 bis Dezember 2013 ein Team mit professionellen journalistischen sowie guten IT-Kenntnissen, das in enger Kooperation mit der aufzubauenden Kiezredaktion und dem Quartiersmanagement regelmäßig die Kiezzeitung herausgibt sowie das Kiezportal betreut und mit neuen Informationen aus und um die Schillerpromenade versorgt. Erwartet wird die Präsentation des QM Verfahrens als Medienstandort, die Vorort-Präsens im Kiez, sowie das Vertreten der Öffentlichkeitsarbeit des QM Schillerpromenade.“
Was ist geschehen? Das im Dezember vorgestellte Team ist schon in Moabit und Wedding für Quartierszeitungen tätig und schreibt dort informative und auch kritische Artikel zu Themen wie Gentrifizierung, steigenden Mieten und Verdrängung. Wer diese Texte liest und das hiesige QM kennt, konnte sich nicht so recht vorstellen, dass diese Zusammenarbeit lange gut geht. Anscheinend hat die neue Redaktion schon vorher rechtzeitig die Reißleine gezogen und sich als Projektträger verabschiedet.
Die neue Ausschreibung war ursprünglich bis 6. Februar befristet und ist nun wieder bis 24. Februar verlängert worden. Die Tätigkeit als Propagandainstrument für dieses QM-Büro , dazu noch weniger Geld als bisher, aber 6 Zeitungen im Jahr statt bisher 4, scheint nicht so attraktiv zu sein. Mal sehen, ob sich welche finden.
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