Wie Menschen aus ihren Wohnungen verdrängt werden, um Platz zu machen für Gutverdiener.
Sie leben seit 2001 im Hinterhaus in der Lichtenrader Str. 32. Die erste WG wurde 2001 gegründet, die anderen folgten (es sind 4 befreundete WG´s, die die L32 e.V. gemeinsam mit anderen gegründet haben.) Sie sind ein Kunst- und Kulturverein, in dessen Rahmen sie zahlreiche unkommerzielle kulturelle und soziale Projekte durchführten wie z.B. 48h Neukölln, Kinderfeste o.ä..
Nachdem die Zwangsverwaltung der Wohnungen eingesetzt hatte, hatten sie versucht, Käufer zu finden, die weiterhin vermieten möchten, um bleiben zu können. Das Haus wurde dann im Sommer 2009 an die Firma Tarsap versteigert. Die Tarsap kündigte im September 2009, allerdings sagte der Mieterverein, dass diese Kündigung nicht wirksam sei. Die Mieter widersprachen der Kündigung deshalb und zahlten weiterhin ihre Miete an die Tarsap GmbH. Diese machten Besichtigungen in der Wohnung und verkauften die Wohnung dann im April 2010, fast gleichzeitig wurde vom Käufer eine Räumungsklage eingereicht. Die Kündigung stützte sich in erster Linie darauf, dass die Mietverträge nicht gültig seien. Nun sind es 4 Wohnungen, die beteiligt sind und alle werden in getrennten Verfahren behandelt.
Eigentlich wollen sie bleiben und haben auch alles getan, um sich nicht auflösen zu müssen (es ist momentan sehr schwierig, ein Haus für so viele Leute zu finden), aber die Situation wird mittlerweile sehr unangenehm. Es wurden mehrere Kameras installiert, es regnet an einigen Stellen rein, die Heizung funktioniert nicht und die Tarsap fühlt sich nicht zuständig, die Mängel zu beseitigen,obwohl sie die Mietzahlungen annimmt . Die Haustür vorne hat ein Schloß bekommen, aber keine Klingel oder Türöffner für das Hinterhaus. Vielleicht hängt es damit zusammen, dass die Tarsap vertraglich zugesichert hat, dass bei der während des Verkaufes vermieteten Wohnung die „Mietfreiheit vom Verkäufer“ hergestellt wird.
In den letzten Jahren wurden Immobilienunternehmen durch den Gesetzgeber immer mehr Möglichkeiten eingeräumt, horrende Profite zu Lasten der Mieter zu machen. Tarsap scheut nun auch nicht davor zurück, Mieter so zu schikanieren, dass sie möglichst schnell das Feld räumen. Solche Unternehmen haben bei uns im Kiez nichts verloren, aber auch nicht anderswo. Solche „Unternehmen“ müssen unseren entschiedensten Protest und Ablehnung erfahren. Es bleibt auch einfach unverständlich, wieso die Käufer der Wohnungen davon ausgehen, dass Mieter mit über Jahren bestehenden Mietverträgen nun auf einmal das Feld räumen und sofort Platz machen für die neuen Eigentümer. Es bleibt auch unverständlich, dass sich die neuen Eigentümer aus der Medienszene keinen Kopf darüber machen, wie Tarsap wohl die Wohnungen mieterfrei machen will.
Wir wissen auch schon wieder von einen neuen Haus mit 17 Wohnungen in der Warthestrasse 58, das Tarsap bei einer Zwangsversteigerung ersteigert hat. Obwohl das Haus für unbewohnbar erklärt wurde, wohnen dort noch Menschen. Tarsap bietet jetzt schon die ersten Wohnungen in der Warthestrasse zum Verkauf an.
Wir würden uns sehr freuen, wenn sich andere Mieter und auch Käufer, die Erfahrung mit der Tarsap gemacht haben, bei uns melden. Es gibt einen Bürotermin der Stadtteilinitiative, dienstags zwischen 16 und 18 Uhr im Stadtteilladen Lunte, Weisestr. 53.
(aus : Randnotizen 3, November 2010)