Weisestraße 56

Syndikat Weisestr. 56

*Syndikat

Syndikat vs. PearsGlobal – Zwei gehen rein, eine*r kommt raus

Wir ihr mit Sicherheit wisst, haben wir seit dem 01.01.2019 keinen gültigen Mietvertrag mehr. Am Tag darauf sollten wir die Schlüssel an Vertreterinnen der Hausverwaltung Deutsche Immobilien Management (DIM) abgeben. Das haben wir nicht getan. Die Kiezkneipe Syndikat im Schillerkiez in Neukölln erhielt nach 33 Jahren Existenz die Kündigung. Auf der Suche nach ihren realen Eigentümerinnen stieß das Kneipen-Kollektiv auf ein Netzwerk aus Briefkasten- und Scheinfirmen, das von fast jedem Steuerparadies der Welt aus operiert.
Hinter diesem Netzwerk steht die Pears Group aus Großbritannien, ein weitverzweigtes und gleichzeitig sehr verschwiegenes Familienunternehmen, das aktuell von drei Brüdern geführt wird, die zu den reichsten Menschen Englands gehören. Das Firmengeflecht der Pears-Brothers ist so groß wie undurchsichtig. Höchstwahrscheinlich gehören weit über 200 Firmen zum Netzwerk der Pears Group, die sich hauptsächlich im Bereich des Immobilien-Investments bewegen.
Laut Eigenauskunft auf ihrer – mitlerweile abgeschalteten – Internetpräsenz gehören ihnen rund 6000 Wohn- und Gewerbeeinheiten in Berlin, was sie in die Top 10 der größten privaten Immobilienunternehmen in der Hauptstadt katapultiert. Gleichzeitig findet sich kein Unternehmen, das soviel Mühe und Ressourcen darauf verwendet, nicht namentlich als Player dieser Größe wahrgenommen zu werden. Bis zur Enthüllung des Syndikats war Pears Global weder der Landes- oder Bezirkspolitik, noch stadtpolitischen Initiativen und Mieterinnenverbänden ein Begriff. Das Firman Properties – so der Name der Briefkastenfirma aus dem Pears Netzwerk, dem das Syndikat und die Weisestraße 56 offiziell gehört – dadurch munter weiter Rendite für die britische Milliardärsfamilie Pears scheffelt, während sie gleichzeitig durch ihr verschleiertes Konstrukt praktisch keine Steuern in Berlin zahlen, ist dann auch nur noch eine Randnotiz für die geneigte, rechtsstaatlich orientierte Leserinnenschaft. Laut einer Recherche des Tagesspiegel erzielte Firman Properties im Jahr 2017 1,2 Millionen Euro Einnahmen und zahlte dafür beachtliche 535 Euro Steuern. In Luxemburg.
Wir glauben der Fall liegt klar. Falls das geltende (Gewerbemiet-) Recht dem widersprechen sollte, weil es – Neoliberalismus sei Dank – in Paragraphen gegossenes Raubrittertum zugunsten des Kapitals und seiner Anhängerinnen ist, dann müssen wir freundlich, aber bestimmt sagen: We don‘t care. Es sind unsere Häuser, unsere Kieze, unsere Leben. Kein Vertrag, kein Gesetz, keine Eigentümerin, kein Gericht sollte die Macht besitzen, darüber zu entscheiden und das zu zerstören, was so existenziell für unser Leben ist: das unmittelbare Lebensumfeld, die eigene Nachbarinnenschaft und die sozialen Netzwerke, die dort bestehen.

wirbleibenalle praktisch werden lassen!

Die Gegenseite weiß, dass sie mit uns keine einfache 08/15 Kneipe rausschmeißen will und hat das mit vielfachem Protest und Öffentlichkeit auch zu spüren bekommen. Sorgen wir weiterhin dafür, dass der Druck bestehen bleibt und steigt. Konfrontieren wir alle Beteiligten mit unserem Protest und machen wir die Sache für sie so unangenehm wie möglich. Wer einem Kiez einen wichtigen Teil seiner Infrastruktur wegnehmen will, muss damit leben, dass dies nicht unwidersprochen bleibt.

Macht deutlich und sichtbar, was ihr vom drohenden Ende des Syndikats haltet und auf welcher Seite ihr steht. Hängt Soli-Banner von euren Balkonen, oder Soli-Botschaften in die Fenster. Legt Flyer in eurer Umgebung aus, macht Soli-Fotos, schriebt Soli-Statements, organisiert Veranstaltungen, beteiligt euch an unseren Aktionen, teilt unsere Posts und Termine in den sozialen Medien und seid nicht scheu, auch immer wieder klar und namentlich zu benennen, wer für unsere Verdrängung verantwortlich ist. Denn es ist immer eine bewusste Entscheidung, auch als Hausverwaltung oder Anwaltskanzlei, sich als Handlanger*innen an der aktiven Zerstörung gewachsener Kiezstrukturen zu beteiligen – oder eben nicht.

Konfrontiert die Verantwortlichen

Jede Entscheidung, jede Aktion erzeugt eine Reaktion. Das ist eine elementare Erfahrung, die jeder von uns schon in frühsten Jahren macht und dies gilt natürlich auch im Geschäftswesen. Wir finden es legitim, persönlichen Protest dorthin zu tragen, wo Entscheidungen, mit denen wir nicht einverstanden sind getroffen und umgesetzt werden. Also sagt den Verantwortlichen klar und deutlich, was ihr vom drohenden Ende des Syndikats haltet, was euch das Syndikat bedeutet und wieso ihr es wichtig findet, das wir bleiben. Bekanntlich funktioniert Informationsaufnahme besonders gut, wenn sie durch verschiedene Methoden und Mittel stattfindet. Seid also kreativ. Aber denkt bitte auch daran, dass dieder Sachbearbeiter*in oder andere kleine Rädchen in so großen Firmen, die wenigste Verantwortung und Entscheidungsgewalt tragen.

Seid solidarisch mit euren Nachbarinnen, wenn sie von Kündigung, Zwangsräumungen und Verdrängung bedroht sind. Organisiert euch in euren Freundinnenkreisen, euren Häusern, euren Kiezen, nehmt keine Ungerechtigkeit, keine Schikane einfach widerspruchslos hin, sondern widersetzt euch.

Lasst uns gemeinsam 2019 zu einem Jahr der Entscheidungen machen. Lasst uns gemeinsam dafür sorgen, dass diese Entscheidungen klar und deutlich ausfallen. Wir wollen eine andere Stadt, eine solidarische Stadt, eine Stadt von Unten.

(Zusammengestellt aus Texten von https://syndikatbleibt.noblogs.org)