Vorwort
Wir leben in kriegerischen Zeiten. Der „soziale Frieden“ wird zunehmend mit wachsender Repression und Kontrolle aufrechterhalten. In Afghanistan führt eine „Task Force 47“ Krieg gegen Aufständische. In Neukölln nimmt die „Task Force Okerstraße“ (TFO) bestimmte Bevölkerungsgruppen ins Visier. „Task Force“ sei kein militärischer Begriff, sondern einer der Sozialarbeit, erklärte Kerstin Schmiedeknecht, Leiterin des QM Schillerpromenade. Was ist das für eine „Sozialarbeit“?, fragen wir (Seite 12, „Task Force Okerstraße – Eine Kriegserklärung“).
Die gegenwärtige Situation Neuköllns ist soziale Realität. Die „Mißstände“ sind Zustände, und die gilt es zu kritisieren und zu verändern. Wir sagen: Probleme müssen an ihrer Wurzel bekämpft werden, weshalb für uns die Kritik der kapitalistischen Verhältnisse nach wie vor zwingender Bestandteil von Stadtteilinitiativen bleibt.
Die Zeitung entstand im Zuge der unabhängigen Stadtteilversammlungen, die zunächst in Reaktion auf die Veröffentlichung des „TaskForce“ Strategiepapiers organisiert wurden. Nach einigen Protesten riefen die vermeintlichen Friedensengel des Bezirkes Buschkowsky und Felgentreu zur Besinnung. Auch der Regierende Bürgermeister Wowereit höchstpersönlich sah sich gezwungen, Solidarität mit dem Quartiersmanagement Schillerpromenade zu üben. In dieser Zeitung wollen wir unsere Gründe genauer darlegen, warum die TFO und das QM kein Instrument zur allgemeinen Verbesserung der Lebensqualität in diesem Kiez sind (Seite 4, „Quartiersmanagement – Was steckt dahinter?“). Die Zusammenhänge der TFO mit dem Quartiersmanagement, die Aufwertung der Stadtteile und die sozialen Verhältnisse, machten es notwendig, auch unsere Themenfelder entsprechend auszuweiten.
In der nächsten Ausgabe wollen wir uns mit dem Thema Mietentwicklung, Sanierung und Aufwertung genauer beschäftigen. Da die Datenlage sehr schlecht ist, haben wir einen Fragebogen entworfen (Seite 18, „Wem gehört der Schillerkiez?“). Wir hoffen, dass möglichst viele davon ausgefüllt an uns zurück geschickt werden.
Nicht nur die Bedrohung durch die QM-Politik und die Gefahr der Gentrifizierung hängen wie das Schwert des Damokles über dem Kiez, auch die Nazis greifen vermehrt linke Projekte im Kiez an. Wir hoffen, dass es gelingt, nicht nur solidarischen Widerstand gegen Nazis zu organisieren, sondern auch gegen staatliche Ordnungspolitik, Rassismus und die zunehmende Verschlechterung der Lage der LohnarbeiterInnen und Arbeitslosen.
Die einzelnen Artikel sind kein Ergebnis einer kollektiven Diskussion, sondern Produkte einzelner Personen. Wir erhoffen uns vor Allem, dass diese zu Debatten und Kritik anregen. Eine Zeitung zu erstellen, bedeutet viel Arbeit und Geduld. Da wir keine professionellen Redakteure sind, ist die Sprache nicht einheitlich und einige Wiederholungen sind nicht ausgeschlossen.
Diese Zeitung versteht sich als offenes Projekt, wir freuen uns immer über Texte und Menschen, die sich beteiligen möchten. Besonders dringend suchen wir Personen, die einzelne Texte in andere Sprachen übersetzen können. Wegen mangelnder Ressourcen konnte diese Ausgabe leider nur auf deutsch erscheinen.
Die nächste Stadtteilversammlung wird am 12. April 2010 in der „Lange Nacht“ um 20 Uhr stattfinden. Wir hoffen, dass viele von euch kommen werden.
Eure RandNotizen
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